Achtung, das ist der fünfte Teil meiner Endometriose Geschichte – wollt ihr erst über die Zeit bis zu meiner Operation lesen oder ganz zu Beginn meiner Geschichte anfangen?
Es ist der 7. November, der Abend vor meiner Endometriose Operation. Ich packe gerade meine letzten paar Sachen für morgen zusammen, als mein Handy klingelt. Irgendeine Handynummer ruft an, die ich nicht kenne. Als ich rangehe, meldet sich ein Arzt, der sich als mein Anästhesist vorstellt. Ich bin ein bisschen baff. Er fragt mich noch ein paar Sachen ab, die ich auch auf dem Anästhesiebogen ausfüllen sollte und weist mich nochmal darauf hin, dass ich ab Mitternacht nichts mehr essen darf. Lediglich ein bis zwei Gläser Wasser bis maximal zwei Stunden vor Operationsbeginn seien erlaubt. Außerdem sagt er mir, ich möge mir gerne was Kleines zum Essen mitbringen, vom Bäcker vielleicht, für die Stärkung nach der Operation. Er erkundigt sich, ob ich noch Fragen hätte, wir würden uns ja aber eh morgen noch einmal unterhalten. Ich hab keine. Er wünscht mir noch einen schönen, entspannten Abend und legt auf. Dass der Anästhesist am Vorabend meiner Operation anruft, gibt mir ein gutes Gefühl und ich fühle mich dadurch sehr gut aufgehoben und vorbereitet.
Ich esse noch eine Kleinigkeit, Gemüsesuppe mit etwas Brot, bevor ich den restlichen Abend auf dem Sofa verbringe und nur noch Wasser trinke. Ich gehe relativ früh ins Bett, da wir früh raus müssen. Eigentlich habe ich erwartet, dass ich jetzt langsam sehr aufgeregt sein würde. Erstaunlicherweise bin ich aber tiefenentspannt. Ich fühle mich wirklich gut vorbereitet, geistig bereit für die Endometriose Operation und bin irgendwie nur neugierig auf das, was sie dort finden werden. Von Aufregung bisher keine Spur, aber warten wir mal den morgigen Tag ab.
Der OP-Tag
Am nächsten Morgen stehe ich für meine Verhältnisse sehr früh auf, um sechs, damit ich noch mein erlaubtes Glas Wasser zwei Stunden vor meinem Termin trinken kann. Ich dusche, putze Zähne und schlüpfe in meine Jogginghose und meine Sweatshirtjacke. Dann packe ich noch meinen Zettelhaufen ein, bevor Philip und ich uns auf den Weg Richtung Klinik machen.
Dort angekommen, erwartet mich noch mehr Zettelkram, den ich unterschreiben muss – wer hätte es gedacht. Als ich damit fertig bin, sollen wir noch im Wartezimmer Platz nehmen und einen Moment warten. Noch immer keine Spur von Nervosität. Das hätte ich mir ehrlich gesagt überhaupt gar nicht zugetraut, so kurz vor meiner Operation. Pünktlich um halb neun dann werde ich aufgerufen. Philip muss ich jetzt verabschieden, ab hier geht es für mich alleine weiter. Natürlich kann ich mir die Bitte nicht verkneifen, dass ein Rosinenbrötchen nach der Endometriose Operation echt stark wäre – Philip wird in der Zwischenzeit nämlich zum Bäcker gehen.
Ich werde in den Operationsbereich geführt, in den Aufwachraum, wo drei Betten stehen. Das mittlere sei meins, wird mir gesagt. Ich kann hier meine Tasche unterbringen und soll jetzt bitte außer meiner Unterhose alles ausziehen und nur mein Nachthemd und dicke Socken anziehen. Dann bekomme ich eine Wärmflasche, die ich mir auf meine rechte Armbeuge drücken soll, damit der Anästhesist es gleich leichter hat. Der würde aber nochmal vorbeischauen, um mein Anästhesiegespräch mit mir zu führen. Auch mein operierender Arzt käme noch einmal zum Gespräch.
Letzte Vorgespräche
So liege ich da also im Nachthemd auf meinem Bett mit meiner Wärmflasche auf dem Arm, als ein Arzt reinkommt, der sich sehr schnell als mein Anästhesist entpuppt. Wir gehen nochmal gemeinsam meinen ausgefüllten Anästhesiebogen durch. Außerdem drücke ich ihm noch meinen seit 2002 abgelaufenen Allergiepass in die Hand, weil ich damals mal eine fiese allergische Reaktion gehabt habe. Das sei aber alles kein Problem, klärt er mich auf. Wir besprechen außerdem, dass ich während der Operation über einen Beatmungsschlauch, einen Tubus, beatmet werde. Auch über mögliche Neben- und Nachwirkungen der Narkose werde ich nochmal aufgeklärt, zum Beispiel das ich später eventuell Halsschmerzen haben könnte, von dem Schlauch. Er fragt noch einmal genau nach, wer mich nach der Endometriose Operation begleitet, nach Hause bringt und die nächsten 48 Stunden betreut. Wichtig ist ihm auch zu wissen, wo die nächste Notaufnahme sei und wie lange ich dort hin bräuchte. Keine 500 Meter entfernt, antworte ich. Ein Vorteil, wenn man direkt in der Stadt wohnt. Ob ich noch weitere Fragen hätte – habe ich nicht. Ich unterschreibe also den Bogen und damit ist das Gespräch vorbei. Ein absolut netter Typ, dieser Anästhesist, das muss ich mal sagen.
Wenig später kommt mein operierender Arzt noch vorbei. Auch mit ihm führe ich ein kurzes Gespräch – hauptsächlich darüber, wie genau er operieren wird und dass er meinen Eierstock aufschneiden wird, um an die Zyste zu kommen. Ich spreche auch nochmal kurz mit ihm darüber, ob er denn die von meiner Gynäkologin vermutete Adenomyose sehen würde in der Endometriose Operation. Er sagt ja, das könnte man auf jeden Fall sehen, wenn sie da ist. Ich frage auch nochmal danach, wie es denn sei, wenn ich woanders noch Endometrioseherde hätte. Die würden sie sehen und entfernen, wird mir geantwortet. Damit habe ich meine letzten Fragen gestellt, der Arzt verabschiedet sich. Ich fühle mich immer noch echt gut aufgehoben, mit Ärzten, die wirklich versuchen, auf mich als Patientin kurz vor meiner Operation einzugehen.
Kurz vor der Endometriose Operation
Ein paar Minuten nach dem Gespräch kommt eine Schwester herein. Sie fordert mich auf, noch einmal auf die Toilette zu gehen, bevor es in den OP geht. Gesagt, getan. Sie begleitet mich dann in den OP, wo schon eine andere Schwester und der Anästhesist warten. Sie sagt mir, dass ich nicht aufgeregt sein muss. Zu meinem eigenen Erstaunen hat sich bei mir noch immer keine Aufregung eingestellt. Ich bin absolut entspannt, sehe dem Ganzen ohne Stress entgegen – das hab ich wirklich nicht von mir erwartet. Spätestens zu dem Zeitpunkt hätte ich gedacht, dass ich nervös sein würde.
Im OP muss ich noch meine Unterhose ausziehen, bevor ich mich auf den Operationstisch lege – in meinem Fall entspricht der allerdings eher einem gynäkologischen Stuhl als einem Tisch. Dann wird mir vom Anästhesisten mein Zugang gelegt, an dem an der einen Seite ein Tropf befestigt wird. Eine Schwester fixiert meine Arme und Beine. Sie fragt mich, ob das so bequem ist, damit ich später keine Druckstellen bekomme, wenn ich so lange in dieser Position liege.
Der Anästhesist erklärt, dass ich jetzt zuerst eine Art Benebelungsspritze bekomme, die mir ein Gefühl geben wird, als wäre ich ganz schnell ganz dolle betrunken. Erst danach bekomme ich meine Narkose. Als er mir die erste Spritze gibt, denke ich für wenige Sekunden, dass ja gar nichts passiert. Dann wird auf einmal alles ganz schwummerig – irgendwie ein komisches Gefühl, aber nicht super unangenehm. Kurz danach bekomme ich aber schon direkt die Narkose gespritzt. Ich kriege nur noch mit, wie mir eine Atemmaske aufgesetzt wird, dann sind meine Lichter erstmal ausgeknipst.
Die Fortsetzung meiner Geschichte findet ihr jetzt hier: Meine Diagnose – ist es wirklich Endometriose? Ihr könnt auch gerne mal auf meinem Instagram vorbeischauen, um meine Geschichte dort zu verfolgen!