Wenn ich erzählen will, wie alles beginnt, müssen wir einige Jahre zurückspulen in das folgende Szenario:
Es ist 2015, ich bin süße 20 Jahre alt und frisch verliebt in meinen neuen Freund Philip. Ich nehme zu der Zeit die Pille, aber mit der habe ich so meine Schwierigkeiten. Zusammen mit Philip entscheide ich mich deshalb dafür, das Verhütungsmittel zu wechseln. Die Hormonspirale für drei Jahre soll es werden. Im November 2015 lasse ich mir die Jaydess einsetzen – und in dieser Entscheidung liegt der Anfang allen Übels…
Die erste Periode mit Jaydess
Unter der Jaydess bekomme ich, zu meinem Glück, nur sehr unregelmäßig meine Periode, ungefähr alle acht bis zwölf Wochen. Ich erinnere mich aber noch bestens an das erste Mal, obwohl es bereits Jahre her ist. Es ist Sonntagabend, Philip und ich wohnen noch nicht zusammen, wir sind bei ihm. Es ist Winter, irgendwann Anfang Januar, es schneit und die Straßen sind vereist – das wird noch relevant, glaubt mir.
Ich habe schon den ganzen Tag Unterleibsschmerzen, doch zum Abend hin wird es richtig übel: Ich bekomme extrem starke Krämpfe, ungefähr so, wie ich mir Wehen vorstelle. Ich liege gekrümmt im Bett, kann mich kaum mehr bewegen und habe kalten Schweiß auf der Stirn stehen. Wir sind kurz davor, uns auf den Weg ins Krankenhaus zu machen, weil es mir so schlecht geht und wir Angst haben, dass es vielleicht mein Blinddarm ist – allerdings sind wir dank Eis und Schnee auf den Straßen festgesetzt an Ort und Stelle. Wir entscheiden, mir jede Menge Ibuprofen zu geben, damit ich einschlafen kann, und am nächsten Morgen zum Arzt zu fahren.
Aber als ich aufwache, ist der Schmerz weg. Einfach so, puff, in Luft aufgelöst. Ich finde das natürlich komisch, aber bin erstmal nicht mehr so beunruhigt. Meine Periode bekomme ich erst abends spät – da ich aber nie vorher Regelschmerzen gehabt habe, bin ich nicht in der Lage, die extremen Schmerzen mit meiner Periode in Verbindung zu bringen. Zum Arzt gehe ich deshalb noch in derselben Woche. Der tastet meinen Bauch ab und macht einen Ultraschall, sieht aber nichts darauf und nimmt mir die Bedenken, dass es mein Blinddarm sein könnte. Er könne mir so allerdings nicht helfen – nur, wenn ich akut Schmerzen hätte. Das wird so in meiner Akte vermerkt, damit ich dann auch dazwischengeschoben werden kann. Mehr passiert aber nicht.
Die Erleuchtung – es sind Regelschmerzen!
Die Schmerzen mit meiner Periode zusammenzubringen gelingt mir erst, als das Ganze einige Wochen später genauso erneut passiert, und einige Wochen später wieder. Ich realisiere, dass diese extremen Krämpfe und Unterleibsschmerzen immer ein bis zwei Tage vor meiner Periode einsetzen, dann einige Tage anhalten – mal mehr und auch mal weniger stark – und dann wieder verschwinden. Meine logische Schlussfolgerung daraus: Ich habe jetzt wohl Regelschmerzen. Vielleicht liegt es an der neuen Hormonzusammensetzung der Spirale im Vergleich zur Pille. Obwohl meine Schmerzen wirklich brutal sind und ohne Schmerzmittel und Wärmflasche nicht wirklich auszuhalten, nehme ich das so hin. Es sind halt Regelschmerzen und das ist normal so – das glaube ich zumindest, denn ich habe ja keinen Vergleich.
Regelmäßig sage ich Veranstaltungen, Treffen mit Freunden, Sport und diverese andere Dinge ab, wegen der Schmerzen. Anfangs auch noch mit der wahren Begründung, dass ich starke Regelschmerzen habe, und deshalb nicht komme – das hab ich aber ganz schnell sein lassen. Nachdem mir mehrfach gesagt wurde, ich möge mich doch nicht so anstellen, es sei doch nicht so schlimm oder ich einfach nur belächelt wurde, habe ich angefangen, mir andere Ausreden einfallen zu lassen. Mal habe ich dann Fieber, Magen-Darm oder irgendwas anderes, weshalb ich halt nicht kommen kann – das ist komischerweise immer in Ordnung. Starke Regelschmerzen aber nicht, obwohl das, was ich alle paar Wochen durchlebe, echt unendlich viel schlimmer ist als jedes Fieber oder Magen-Darm, was ich jemals hatte.
3 Jahre später
Wir spulen jetzt drei Jahre vor, in denen ich einfach gedacht habe, dass das alles so normal ist. Es ist November 2018 und wer mitgerechnet hat, der weiß, dass meine Spirale für drei Jahre war und nun raus muss. So naiv, wie ich zu dem Zeitpunkt war, habe ich gesagt, dass ich ja mit der Spirale super klarkomme – vor allem im Vergleich zur Pille – und deshalb gerne eine neue haben möchte. Philip und ich haben noch keinen Kinderwunsch, wir studieren noch, machen gerade unseren Master. Deshalb entscheiden wir gemeinsam für eine Spirale für fünf Jahre – so lange wollen wir definitiv noch keine Kinder.
Ich lasse mir also im November 2018 die Kyleena einsetzen – ohne Probleme, alles bleibt, wie es bisher gewesen ist. Die regelmäßigen Schmerzen bleiben bestehen. Allerdings werden sie eher schlimmer, was wohl auch damit zusammenhängt, dass ich meine Periode mit der Kyleena deutlich regelmäßiger bekomme als vorher. Da ich aber immer noch glaube, dass das alles ganz normal ist, mache ich einfach so weiter wie bisher.
Überraschung – ich habe eine Zyste
Noch einmal spulen wir vor, es ist jetzt Januar 2019. Ich habe den Kontrolltermin, den man drei Monate nach Einsetzen einer Spirale hat, um per Ultraschall nachzuschauen, ob sie richtig sitzt. Das tut sie, allerdings fällt meiner Gynäkologin eine Zyste auf, die in meinem rechten Eierstock sitzt. Sie ist fast vier Zentimeter groß, was für eine Zyste nicht besonders groß ist. Im Vergleich zu meinem linken Eierstock, der einen Durchmesser von 2,8 Zentimeter hat, aber eben auch nicht klein. Mir wird gesagt, dass das eine Nebenwirkung der Spirale sein könnte. Das käme wohl vor – das wusste ich auch vorher, darüber wurde ich aufgeklärt – ich müsse aber in drei Monaten wiederkommen, um das zu kontrollieren. Meine Gynäkologin geht aber davon aus, dass die Zyste bis dahin weg ist. Da das also etwas zu sein scheint, was vorkommen kann und von alleine weggehen sollte, bin ich erstmal nicht sonderlich beunruhigt.
Drei Monate nach vorne, es ist April 2019 und ich habe meinen nächsten Kontrolltermin. Entgegen der Erwartung, dass die Zyste weg sein würde, ist sie natürlich noch da. Sie hat immer noch knapp vier Zentimeter, aber nun sieht sie anders aus. Gefleckt wie eine Kuh, mit dunklen Flecken. Meine Gynäkologin erklärt mir, dass es in meine Zyste eingeblutet hat. Sie sagt, das würde dafür sprechen, dass sie beim Sport – ich reite – eventuell angerissen ist. Jetzt müsste mein Körper sie abbauen können. Wir verbleiben so, dass ich in drei Monaten wiederkomme und wir schauen, ob sie nun weg ist.
Meine Geschichte geht jetzt mit dem ersten Endometriose Verdacht weiter! Ihr könnt mir übrigens auch gerne auf Instagram folgen – dort poste ich auch ab und zu über Endometriose.