Achtung, das ist der achte Teil meiner Endometriose Geschichte – wollt ihr den Beitrag davor lesen oder am Anfang meiner Geschichte beginnen?
Es ist Sonntagmorgen, zwei Tage ist meine Endometriose Operation jetzt her. Ich hab zwar schlecht geschlafen, weil alles irgendwie drückt und ziept, aber ich hatte direkt nach dem Aufstehen gleich ein paar kleine Erfolge: Zuerst hab ich es geschafft, mir meine Hose ganz ohne Hilfe anzuziehen. Das ist zwar schwierig und dauert lange, aber es geht. Danach kann ich auch noch erfolgreich aufs Klo gehen – zwar verbunden mit etwas Schmerzen, aber deutlich besser als den Tag davor. Mein Bauch sieht auch nicht mehr ganz so aufgebläht und schwanger aus. Das Gas wird langsam weniger. Schulterschmerzen habe ich auch fast keine mehr. Über was für kleine Dinge man sich so freuen kann…
Was mir aber langsam zu schaffen macht, ist nur auf dem Sofa zu sitzen und nichts zu tun. Das ist einfach nicht mein Ding. Nach nichtmal zwei Tagen Netflix gucken hab ich schon keinen Bock mehr darauf. Ich will mich irgendwie bewegen, was machen. Aufrecht laufen kann ich aber noch nicht, das tut noch weh, wenn ich den Bauch strecke. Außerdem ist meine Operation gerade mal 48 Stunden her – ich sollte es vielleicht nicht übertreiben. Trotzdem, mir juckt es in den Fingern, irgendwas zu tun. Schmerzmäßig geht es mir nämlich eigentlich auch ganz okay. Deshalb bewege ich mich ein bisschen in der Wohnung, wedel etwas mit dem Staubfeudel herum und beziehe das Bett neu – elendig langsam natürlich, ohne mich viel zu strecken. Das gibt mir aber ein besseres Gefühl, vor allem, weil ich nachher endlich duschen gehen darf und dann ins frische Bett gehen kann, ganz frei von gelben Jodflecken.
Ich und mein Kreislauf
Am Abend darf ich dann endlich meine Pflaster abmachen, um dann zu duschen. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich Wunden bei mir selber nicht gut sehen kann. Mein Kreislauf ist von meinem eigenen Blut absolut kein Fan und schaltet dann gerne einfach mal ab – vor allem, wenn es dann auch noch wehtut. Ich zieh also vorsichtig meine Pflaster ab, erst die zwei unten. Beide haben etwas gesuppt, deshalb tun sie beim Abziehen natürlich weh, die Pflaster klebten daran fest. Ich muss mich erstmal hinsetzen, um nicht umzukippen. Mein Kreislauf ist bei sowas wirklich kein Geschenk. Das große Pflaster über dem Bauchnabel bereitet mir die größten Probleme, das zwiebelt ziemlich ordentlich beim Abziehen. Ich bin allerdings davon überrascht, wie klein die Einschnitte doch sind. Genäht wurde auch nicht, darüber bin ich froh. Meinen Schnitt im Bauchnabel muss ich übrigens echt suchen, so gut versteckt ist der.
Nachdem ich ein bisschen gesessen habe, bis mein Kreislauf wieder klarkommt, gehe ich duschen. Mit offener Tür natürlich, damit Philip mitbekommt, falls es nicht so gut geht oder mein Kreislauf doch wieder aufgibt. Die Wunden dusche ich nur mit Wasser vorsichtig ab, das geht ganz gut. Das Jod bekomme ich zum Glück auch einfach mit etwas Duschgel und Wasser weg. Nach meiner kurzen Dusche fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Nicht duschen dürfen hat mich echt gestört. Die Wunden tupfe ich vorsichtig mit einem Handtuch trocken, bevor mir Philip normale Pflaster drauf klebt. Die soll ich nehmen, damit Luft dran kommt, hat mir mein Arzt gesagt. Allerdings tut das alles ganz ordentlich weh – was mich aber nicht verwundert, nachdem wir so viel daran rumgefummelt haben.
Ich schaffe es nach der Dusche übrigens fast komplett, mich alleine anzuziehen. Nur an der rechten Socke scheitere ich weiterhin. Frustrierende Geschichte, diese rechte Socke. Das liegt aber an dem Schnitt, den ich rechts habe, aber nicht links. Der hindert mich noch daran, mich runterzubeugen. Es zwiebelt auch alles ganz gut jetzt, meine Wunden danken es mir nicht so richtig, dass sie so viel angefasst wurden. Für mich heißt es deshalb nur noch ab aufs Sofa für den Rest des Tages. Zum Schlafen nehme ich dann auch noch einmal Schmerzmittel, weil es alles echt ganz ordentlich wehtut und ich nicht richtig liegen kann deshalb. Schlafen geht dann aber ganz gut.
Jetzt auch noch Blutungen?
Am nächsten Morgen geht es mir in Ordnung, aber nicht bombastisch. Irgendwie fühle ich mich wie überfahren und einfach total müde, obwohl ich ja ganz gut geschlafen habe. Auch mein Darm will heute wieder nicht so richtig, mein Bauch tut ordentlich weh. An meiner rechten Socke scheitere ich auch immer noch, ich komme einfach nicht runter. Zur Feier des Tages bekomme ich dann zusätzlich auf einmal noch Blutungen – und das alles morgens direkt nach dem Aufstehen. Das kann was werden. Immerhin kann ich fast wieder gerade wie ein normaler Mensch gehen, nicht mehr wie eine bucklige alte Frau. Viel mache ich aber nicht, dafür fühl ich mich viel zu abgeschlagen. Eigentlich liege ich nur auf dem Sofa rum, schlafe, gucke ein bisschen Netflix.
Abends habe ich dann aber einen ersten weiteren kleinen Erfolg: Beim Abziehen der Pflaster vor dem Duschen muss ich mich nur kurz hinsetzen, meinem Kreislauf gehts deutlich besser als den Tag zuvor. Es zwiebelt auch alles nicht mehr so extrem und duschen geht wieder sehr gut. Danach verklebe ich meine Wunden brav wieder neu mit Pflastern. Der größte Erfolg meines Tages, der doch echt blöd angefangen hat, kommt aber erst noch: Ich schaffe es endlich meine rechte Socke zu besiegen! Nach mehreren Tagen, in denen ich darauf angewiesen war, dass Philip mir meine rechte Socke an- und auszieht, ist das für mich ein echtes Erfolgserlebnis – wie das klingt…
Endlich mal wieder draußen
Am nächsten Morgen merke ich, dass mein Darm langsam wieder in Gang kommt, endlich. Auch mein Bauch sieht wirklich besser aus, kaum noch aufgebläht. Das Gas scheint jetzt langsam wirklich fast weg zu sein. Dafür blute ich noch immer – ob das von der Operation kommt? Ich bin mir nicht ganz sicher. Da ich aber schon morgen meinen Nachsorgetermin bei meiner Frauenärztin habe, werde ich dann nachfragen und es für heute einfach so hinnehmen.
Weil ich auch einfach nicht mehr rumsitzen will, fahre ich mit Philip zu seiner Familie. Im Auto sitzen geht ganz gut. Ich klemme aber meine dicke Winterjacke zwischen meinen Bauch und den Gurt, damit der nicht direkt auf den Wunden aufliegt. Wir machen dort angekommen dann sogar einen kleinen Spaziergang mit den Hunden. Nur zwanzig Minuten, aber das tut mir wirklich gut, vor allem die frische Luft. Aber das ist auch schnell anstrengend, vor allem, weil wir einen kleinen Hügel hochgehen. Danach fahren wir sogar noch kurz was einkaufen. Im Supermarkt merke ich dann aber, dass es jetzt gut ist mit Bewegung für heute. Laufen wird anstrengender, ich hab wieder leichte Schmerzen. Zuhause bin ich dann froh, wieder auf meinem Sofa zu liegen. Das hat mich alles sehr angestrengt, aber es war auch irgendwie schön, mal wieder rauszukommen.
Mein besonderer Moment
Abends nehme ich dann meinen ganzen Mut zusammen – den ganzen Tag bin ich schon kribbelig deshalb. Es ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal auf Instagram über meine Endometriose posten möchte. Ich bin ganz aufgeregt, wie wohl darauf reagiert wird. Es ist mir so wichtig, darüber zu sprechen und ein Bewusstsein für die Endometriose zu schaffen.
Ich poste mein Bild und meinen Text über die Endometriose und gehe dann erstmal duschen – sonst würde ich die ganze Zeit gucken, was passiert. Danach lasse ich dann übrigens das Pflaster am Bauchnabel einfach weg. Die Wunde ist so versteckt, dass ich da kein Risiko sehe, wenn ich sie nicht neu verklebe.
Als ich meinen Endometriose Post bei Instagram dann einige Zeit wieder anschaue, bin ich wirklich überwältigt, von den unglaublich vielen positiven Reaktionen und den vielen Menschen, die mein Bild geteilt haben. Mein Bauch ist jetzt überall bei Instagram zu sehen und ganz ehrlich? Das habe ich absolut nicht erwartet. Es macht mich aber unglaublich glücklich, weil es genau das erreicht, was ich möchte – Aufmerksamkeit für die Endometriose und einfach ein Bewusstsein dafür, dass es sie gibt.
Im nächsten Beitrag könnt ihr über meine OP-Nachsorge und was danach kommt lesen. Wenn ihr Fragen, Feedback oder Anmerkungen habt, dann schreibt mir gerne einen Kommentar oder eine Nachricht.