Achtung, das ist der siebte Teil meiner Endometriose Geschichte – wollt ihr erst den Beitrag über meine Diagnose lesen oder ganz am Anfang beginnen?
Die Zeit nach einer Endometriose Operation – ich hatte nicht wirklich eine Vorstellung davon, wie das so werden würde. Deshalb ist mir grade dieser Beitrag sehr wichtig, denn ich hab genau nach diesen Erfahrungen gesucht vor meiner Operation, um zumindest eine Idee davon zu bekommen, was auf mich zukommen wird. Natürlich sind alle Erfahrungen nach so einer Operation unglaublich persönlich und ganz unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Ich hoffe trotzdem, dass dieser Beitrag einigen von euch hilft und euch vielleicht etwas darauf vorbereitet, was ihr nach einer ambulanten Endometriose Operation erwarten könnt.
Es ist noch immer der 8. November, der Tag meiner Endometriose Operation. Philip und ich haben gerade die Klinik verlassen, sind auf dem Weg zum Auto. Laufen fällt mir gar nicht so schwer, wie ich gedacht habe. Das liegt aber bestimmt an dem ein oder anderen Schmerzmittel. Gerade gehen kann ich aber nicht, ich laufe wie eine gebückte Oma. Mich aufzurichten würde nämlich bedeuten, dass ich meinen Bauch strecken muss, was ich gerade wirklich einfach nicht kann. Das tut weh.
Achtung, Schulterschmerzen
Beim Einsteigen ins Auto hilft mir Philip, alleine komme ich nicht runter, um mich hinzusetzen. Ich hab meine dicke Winterjacke an, die den Gurt von meinem Bauch fernhält. Philip fährt sehr vorsichtig, ohne ruckartig zu bremsen, damit mir das nicht wehtut. Ich merke auf der Strecke aber echt fiese Schmerzen in meinen Schultern. Darauf war ich vorbereitet, meine Ärztin hat mir vorher gesagt, dass das passieren wird. Das ist das Gas, womit in der Endometriose Operation der Bauch aufgepumpt wird. Bewegt man sich, so steigt der Rest davon, der nicht entlassen wurde, auf und drückt auf das Zwerchfell. Das führt dann dazu, dass der Nerv der Schultern gereizt wird und das macht Schmerzen. Soweit so gut.
Als wir zuhause ankommen kommt dann der Moment, vor dem ich lange vorher gebangt habe: Wir wohnen im dritten Stockwerk, unser Parkplatz ist hinter dem Haus und man muss durch den Keller reingehen – das macht insgesamt vier Stockwerke. Vier Stockwerke nach einer zweistündigen Bauchoperation, das kann was werden, hab ich gedacht. Dank Schmerzmitteln geht das erstaunlicherweise aber sehr gut. Klar, ich bin super langsam, aber es geht, ich schaffe die Treppen alleine. Oben angekommen führt mich mein Weg direkt aufs Sofa, wo ich den Rest des Tages verbringe.
Ich bin müde, fertig und meine Schultern tun mir weh, aber abgesehen davon geht es mir erstaunlich gut. Deutlich besser, als ich erwartet habe. Ich muss allerdings feststellen, dass ich von unserem Ecksofa nicht alleine aufstehen kann, wenn ich erstmal hinten in der Ecke liege. Dafür bräuchte ich meine Bauchmuskeln, die tun mir aber ganz schön weh, wenn ich das versuche. Jedes Mal, wenn ich aufstehen möchte, was zugegebenermaßen sehr selten ist, muss Philip mich erst hochziehen in eine sitzende Position, bevor ich alleine aufstehen kann. Aber gut, wenn es nur das ist.
Ich seh aus wie schwanger
Später am Abend essen wir was Kleines, mein Gehirn hat verdrängt, was es war. Nach nicht einmal der Hälfte meiner sowieso schon kleinen Portion musste ich aber aufhören mit dem Essen, denn mein Bauch ist so aufgebläht, dass ich aussehe, als wäre ich hochschwanger – und das ist keine Übertreibung. Eine relativ schmerzhafte Angelegenheit, die mich dazu bringt, dann doch Schmerzmittel zu nehmen. Ich erkläre mir das so, dass sich durch das Essen mein Magen ausgedehnt hat, der ja längere Zeit vorher komplett leer war, und sich das mit dem restlichen Gas so gar nicht vertragen hat. Meine Schulterschmerzen werden davon auch wieder ziemlich stark und noch dazu drückt mir das alles auch irgendwie auf die Lunge, sodass ich nur schwer atmen kann. Ich hab mir sagen lassen, dass herumlaufen dem etwas entgegenwirken soll, das schaffe ich aber auch nicht länger als wenige Minuten ein bisschen auf und ab in der Wohnung. Dann geht es zurück aufs Sofa. Esse ich halt morgen mehr.
Es ist 18 Uhr, wir gucken irgendwas auf Netflix, ich döse vor mich hin, bin unglaublich müde. Da klingelt mein Handy – es ist mein operierender Arzt. Er hatte schon morgens angekündigt, dass er nochmal anrufen wird im Laufe des Abends, um zu hören, ob es mir gut geht. Ich berichte kurz, dass eigentlich alles okay ist, mir nur die Schultern wehtun und ich sehr müde bin. Nach dem kurzen Gespräch bleibe ich noch etwas auf dem Sofa, bevor ich mich früh Richtung Bett aufmache.
Mein Kampf mit den Socken
Da stehe ich vor dem nächsten Problem: Ich kann mich nicht runterbeugen oder bücken. Meine Jogginghose bekomme ich durch raussteigen grade noch selber ausgezogen, an meinen Socken scheitere ich dann aber. Ich bin davon wirklich frustriert, alleine krieg ich die einfach nicht ausgezogen. Philip muss mir helfen. Ich komm mir irgendwie blöd und auch hilflos vor, dass ich nichtmal meine Socken selber ausziehen kann. Dass ich auch nicht duschen gehen darf, find ich ebenfalls irgendwie doof, denn sowohl mein ganzer Bauch bis kurz unter die Brust als auch meine Beine bis runter zur Hälfte meiner Oberschenkel sind komplett gelb vom Jod von der Operation. Ich mag Sauberkeit, das Jod stört mich, deshalb geht mir das irgendwie gegen den Strich, so ins Bett zu gehen. Mach ich aber natürlich trotzdem, zu müde bin ich, da noch irgendwas wegzuwischen.
Der Tag nach meiner Endometriose Operation
Ich schlafe fast 13 Stunden am Stück, ohne einmal aufzuwachen, wie ein Stein. Man merkt, dass der Körper von einer Endometriose Operation und Narkose doch echt hinüber ist. Aus dem Bett aufstehen schaffe ich alleine am nächsten Tag, da muss ich ja auch nur die Beine zur Seite klappen und mich dann hochdrücken. Das geht. Meinen Socken und meiner Hose bin ich aber weiterhin hilflos ausgeliefert. Ohne Philips Hilfe kann ich mich nur halb anziehen. Das ist irgendwie scheiße, man kommt sich total ausgeliefert vor. Wenigstens kann ich mir mit einem Waschlappen einigermaßen das Jod vom Bauch wischen, damit nicht mehr alles ganz so gelb ist.
Heute merke ich auch, dass die Nachwirkungen der Schmerzmittel und Narkose abgeklungen sind – meine Schnitte tun mir weh, ich fühle sie sehr deutlich, gerade den am Bauchnabel. Ich nehme deshalb gegen Mittag doch Schmerzmittel. Wenigstens wird aber mein Gasbauch weniger, ich sehe nicht mehr aus wie hochschwanger, nur noch wie ein bisschen schwanger. Gerade aufgerichtet laufen kann ich auch noch nicht, kein Wunder, ich laufe immer noch, als hätte ich einen Buckel.
Wofür man alles seine Bauchmuskeln braucht
Was ich heute auch feststelle, sind all die Dinge, für die man seine Bauchmuskeln braucht. Schonmal versucht zu husten, zu lachen, die Nase zu putzen oder zu niesen, ohne die Bauchmuskeln anzuspannen? Das ist quasi unmöglich, alles davon tut weh. Auch aufs Klo gehen ist irgendwie nicht so der hammer. Wasserlassen tut weh, alles andere geht überhaupt noch nicht. Zuerst find ich das komisch, stelle dann aber fest, dass das einen Tag nach einer Bauchoperation wohl normal ist. Zum einen, weil ich ja kaum was gegessen habe, und zum anderen, weil auch der Darm erstmal wieder klar kommen muss.
Abends nach dem Essen merke ich dann wieder, wie mein Bauch sich aufbläht. Nicht ganz so schlimm, wie den Abend vorher, aber trotzdem noch ziemlich extrem. Die Schmerzen in den Schultern vom Gas, die ich den ganzen Tag nur leicht gemerkt habe, werden dadurch auch wieder extremer und auch das Atmen fällt mir wieder schwer. Ich gehe nochmal früh ins Bett. Doch heute wird das nichts mit dem Schlafen wie ein Stein, obwohl ich noch immer extrem müde bin. Zu sehr tun mir die Schultern weh, alles drückt unangenehm. Auf der Seite liegen, wie ich sonst immer schlafe, geht heute auch nicht so richtig, mein dicker, schmerzender Bauch ist mir im Weg. Mir wird klar, dass gestern die Narkose und die Schmerzmittel noch wirklich stark abends gewirkt haben müssen, damit ich so einfach und problemlos liegen und schlafen konnte.
In der Fortsetzung meiner Endometriose Geschichte geht es um kleine Erfolge nach meiner Operation. Ihr könnt auch gerne mal auf meinem Instagram vorbeischauen – dort poste ich auch ab und zu mal über meine Endometriose!