Immer wieder bekomme ich Fragen zum Thema Reha bei Endometriose gestellt – und immer wieder muss ich darauf antworten, dass ich darüber überhaupt nichts sagen kann, weil ich bisher keine Reha wegen meiner Endometriose gemacht habe. Aber das Thema interessiert mich natürlich mindestens genauso sehr wie so viele von euch auch. Deshalb habe ich mir schon lange überlegt, dass ich so gerne einen Beitrag zum Thema Reha bei Endometriose auf meinem Blog hätte, um euch das Thema näherzubringen – aber wie?
Dann kam Selina, die mir von ihrer Endometriose Geschichte erzählte und als eine der ersten einen Gastbeitrag über ihren Weg auf meinem Blog geschrieben hat. Wir standen also sowieso in Kontakt und ich habe erfahren, dass sie sich bald auf den Weg in die Reha macht – wegen ihrer Endometriose. Und da kam mir die Idee: Ich kann euch vielleicht nicht von einer Reha bei Endometriose erzählen, aber Selina schon! Sofort habe ich sie gefragt, ob sie Lust hätte ihre Reha zu dokumentieren und danach einen Beitrag dazu zu schreiben. Die Antwort war ja!
Einige Wochen sind jetzt vergangen seit Selinas Reha, wir haben Fragen gesammelt, eure und meine, und Selina hat alles aufgeschrieben, was uns als irgendwie wichtig erschien. Deshalb kommt jetzt hier der sehr ausführliche Beitrag über Selinas Erfahrungen mit der Reha bei Endometriose! Ich hoffe, dass er euch hilft und euch vielleicht einen Eindruck davon verschafft, wie das alles mit der Reha so ablaufen kann. Natürlich geht auch ein ganz riesiges Dankeschön raus an dich, liebe Selina, für die Mühe, die du in diesen Beitrag gesteckt hast!
Ich gebe ab an dich, Selina
Hey, mein Name ist Selina und ich bin 25 Jahre alt. Ich habe die Diagnose Endometriose seit dem Sommer 2018 und wurde bisher sechsmal operiert. Ich war wegen meiner Endometriose Anfang diesen Jahres vom 11. Februar 2020 bis zum 03. März 2020, also für drei Wochen, in stationärer Rehabilitation in der Median Klinik in Schlangenbad.
Warum ich mich für eine Reha entschieden habe
Wie bereits viele aus meiner Geschichte entnehmen konnten, wurde ich bezüglich meiner Endometriose bereits sechsmal operiert. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mir bereits nach den ersten Operationen die Schwestern sowie meine behandelnde Ärzte dazu geraten haben, eine Reha in Anspruch zu nehmen. Eine Reha wegen meiner Endometriose kam für mich bis dahin aber nicht in Frage – schließlich bin ja noch jung. Ich war mir sehr sicher, dass sich mein Körper auch alleine erholen kann und dass ich mit meiner positiven Einstellung schon alleine wieder auf die Beine komme. Außerdem wollte ich beruflich keine Zeit verlieren, weshalb eine Reha wegen meiner Endometriose erst Recht nicht in Frage kam.
Doch ich hatte ich mich geirrt. Als ich im September letzten Jahres einen angehenden Darmverschluss aufgrund der Endometriose am Enddarm erlitten hatte, wurde ich noch dreimal operiert. Ich konnte mir nun also sechs Operationen plus Intensivstation in Folge einer kollabierten Lunge in mein Tagebuch notieren. Innerhalb meines Aufenthaltes auf der Intensivstation war mir gegen Ende schon bewusst, dass ich diesen Weg, diesmal auch trotz positiver Einstellung, nicht alleine schaffen werde. Also musste wohl oder übel eine Beantragung zur Reha her.
Das Beantragen meiner Reha
Ich hatte die Wahl unabhängig nach meinem Krankenhausaufenthalt direkt in eine Rehaklinik zu gehen, also eine Anschlussheilbehandlung, die von den Sozialarbeitern des Krankenhauses beantragt wird oder erst einmal nach hause zu gehen und dann meine Reha selbstständig zu beantragen. Ich entschied mich für die zweite Option, denn ich wollte einfach vorher nochmal zu meiner Familie. Den Antrag erhielt ich dann bei meiner zuständigen Krankenkasse (DAK), die mir alles ausführlich erklärte. Ich füllte den Antrag relativ zügig aus und legte die entsprechenden Arztbefunde bei.
Die Fragen waren relativ einfach zu beantworten. Dennoch sollte man etwas Zeit und Geduld einplanen, da es schon einige Blätter und Fragen sind. Es geht innerhalb der Fragen besonders um die Art der Erkrankung, die dadurch entstehenden Einschränkungen im Alltag sowie um das eigene Arbeitsumfeld. Also auch das, was man beruflich macht, ob man einfache oder schwere Tätigkeiten ausführen muss und ob die Arbeitsstelle, bedingt durch die Erkrankung, gefährdet ist. Hierzu zählen auch die Tage der Arbeitsunfähigkeit, welche man für einen bestimmten Zeitraum angeben muss. Das beiliegende Formular, welches von dem behandelnden Arzt ausgefüllt werden muss, hatte ich zeitnah bei meinem Arzt abgegeben.
Nach einigen Tagen konnte ich es auch schon abholen und alles geschlossen an die Rentenversicherung senden. Da ich nach dem Versenden der Unterlagen sowieso einen Kontrolltermin bei meinem Endometriose Spezialisten hatte, besprach ich mit ihm mein Vorhaben bezüglich der Reha. Er unterstützte dies indem er bei der Rentenversicherung anrief und darum bat, ziemlich zügig einen Termin zu bekommen, damit die Reha auch Sinn macht. Ich glaube dieser Anruf hat das Verfahren deutlich beschleunigt. Ich glaube nicht, dass ich ohne diesen so früh einen Platz bekommen hätte.
Meine Reha wurde bewilligt
Ungefähr eine Woche später bekam ich schon den Anruf der Rentenversicherung, dass ich einen Platz in der Median Klinik in Schlangenbad erhalten könnte. Aufgrund meines Krankheitsverlaufes bezüglich der Endometriose und der Lunge bekam ich fünf Wochen bewilligt. Ich hatte auch die Wahl zur Verlängerung oder zur Verkürzung – das habe ich genutzt, um auf drei Wochen zu verkürzen, wegen meiner beruflichen Situation. Die Klinik in Schlangenbad wurde gewählt, weil diese zum schnellstmöglichen Zeitpunkt einen Platz frei hatte und weil sie über ein zertifiziertes Endometriosezentrum verfügen. Zudem hatte ich Herde am Enddarm, welche nicht vollständig entfernt werden konnte, weshalb sich der Enddarm immer wieder chronisch entzündete. Die Median Klinik hat auch Ernährungsberater, die sich gut mit der Endometriose auskennen. Ich freute mich sehr über die Zusage und Bewilligung – meine Mühe und Arbeit hatten sich also gelohnt.
Aus Freude wurde Angst
Vor lauter Vorfreude googelte ich die Klinik natürlich ausführlich. Jede einzelne Rezension studierte ich durch. Auch die Bilder entgingen mir nicht. So wurde innerhalb weniger Stunden aus Freude ziemlich groß Angst. Ich konnte es nicht glauben, dass die Rentenversicherung mich in so eine schlimme Klinik schicken wollte. Und das machte ich der Rentenversicherung auch durch einen persönlichen Anruf ziemlich deutlich. Die arme Mitarbeiterin der Rentenversicherung war sicherlich etwas schockiert über meine Reaktion. Sie bat mir an, den Antrag erneut zu prüfen und somit zu schauen, ob eine andere Klinik in Frage käme. Schließlich hatte ich bei meinem Antrag ja mehrere Wunschkliniken angegeben und da war unter anderem auch Ratzeburg dabei. Die erneute Prüfung würde aber mindestens zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen, was auch bedeuten würde, dass sich der Beginn meiner Reha deutlich nach hinten verschieben würde. Ich stimmte der Prüfung trotzdem zu.
Mein Umdenken
Nach diesem Telefonat kreisten meine Gedanken nur noch um dieses Thema. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Zeit davon rannte. Außerdem stellte ich mir die Frage, ob ich das wirklich bin. Jemand, der sich von Meinungen anderer so beeinflussen lässt und nicht seine eigenen Erfahrungen sammelt. Irgendwie passte es nicht zu mir, der Klinik und dem Personal keine Chance zu geben. Ich entschloss mich dazu, die Reha in der Klinik doch anzutreten und ihr doch eine Chance zu geben. Schließlich konnte ich die Behandlung zu jeder Zeit abbrechen, falls es doch so schlimm wird, wie fast alle geschildert hatten.
Meine Vorbereitung auf die Reha
Ich bin ein sehr strukturierter Mensch und wenn es nach mir geht, muss alles genau geplant und organisiert sein. So begann ich mit der Liste, welche mir die Median Klinik zuvor per Post, gemeinsam mit der Bewilligung, zukommen ließ. Auf dieser Liste war genauestens vermerkt, was man braucht. Man konnte sich die Sachen sogar abhaken, um sicher zu gehen, dass man nichts vergessen hat.
Es fing also bei der normalen sportlichen und bequemen Kleidung an und endet bei wichtigen Dokumenten, wie beispielsweise den Arztbriefen. Auch passende Bekleidung und Handtücher für das Thermalbad durften nicht fehlen. Nachdem ich die Liste abgearbeitet und mir noch meine persönlichen Dinge eingepackt hatte, welche für mich einfach nicht fehlen durften, war ich mit meinem Koffer soweit fertig. Ich denke hier muss jeder für sich selbst entscheiden, was er mitnehmen möchte und was nicht.
Meine persönliche Zielsetzung
Mir persönlich war es aber wichtig, mich nicht nur materiell auf die Reha vorzubereiten. Ich setzte mich vor allem auch kognitiv und emotional damit auseinander und überlegte mir meine eigenen Ziele, welche ich erreichen wollte, und was sich für mich durch die Reha verändern oder verbessern sollte. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, sich im Vorfeld damit zu befassen, damit man während der Reha auch eingreifen kann, wenn etwas nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Außerdem kann man den Ärzten und Therapeuten schildern, auf was man Wert legt und was man erreichen will, um gemeinsam in eine Richtung arbeiten zu können.
Ich hatte zum Beispiel Ziele wie: körperliche Belastbarkeit erhöhen, Schmerzreduktion, Verfahren in Bezug auf die Schmerzen kennenlernen, welche ich auch im Alltag anwenden kann, bewusstes Herunterfahren und Stress vermeiden, Ernährungsberatung in Bezug auf den Darm und auch Darmentzündungen dauerhaft lindern durch zukünftige Tipps und Hilfestellungen.
Mein Fokus lag also mehr auf den körperlichen als auf den psychischen Aspekten – weil es mir psychisch zum Glück gut ging und ich in der Hinsicht stabil war.
Der erste Tag in der Reha
An meinem Tag der Anreise, sollte ich zwischen neun und elf Uhr erscheinen. Dies entnahm ich dem Schreiben, welches ich per Post von der Klinik im Voraus bekam. Der erste Tag war überwiegend von Gesprächen geprägt. Am Empfang wies mich die Dame erst einmal ein und machte mich mit dem Arbeitssystem der Klinik vertraut. Sie zeigte mir meinen Briefkasten, in welchem ich täglich meinen Plan fand, und gab mir einen weiteren Plan, auf welchem die Öffnungszeiten des Cafés und des Speisesaals vermerkt waren.
Direkt am Vormittag hatte ich dann auch mein erstes Gespräch mit der zuständigen Ärztin, welche super freundlich war. Wir gingen gemeinsam meinen Krankheitsverlauf durch. Zur Unterstützung dienten die beigelegten Befunde. Nach diesem Schritt ging es vor allem um meine persönlichen Ziele – also um das, was ich während der Reha erreichen möchte. Auf diese Ziele wurde der Behandlungsplan abgestimmt. Ich durfte zudem äußern was ich besonders mag, zum Beispiel Wärme und Wasser, und was ich eher nicht so gerne mag, zum Beispiel Kälte. Ich entschloss mich aber trotzdem alle Anwendungen auszutesten, unter anderem eben auch die Kältekammer, und kommunizierte dies direkt mit der Ärztin innerhalb des Gesprächs.
Anschließend hatte ich ein Gespräch im Schwesternzimmer. Dort wurden alle gesundheitlichen Aspekte wie Medikamente und sowas geklärt. Wenn man auf Medikamente angewiesen ist, bekommt man diese von der Klinik gestellt. Zudem kann man sich zu jeder Zeit bei den Schwestern melden, sollte es einem gesundheitlich schlechter gehen.
Danach hatte ich genug Zeit mein Zimmer zu begutachten und mich etwas einzurichten. Das Zimmer war klein aber fein. Die Station der Gynäkologie wurde erst frisch renoviert, deshalb war mein Zimmer sehr hell und modern. Mein Ausblick war super schön und ich hatte sogar einen Balkon. Bereits am ersten Tag hatte ich mich gut auf meinem Zimmer eingelebt.
Pünktlich um 17 Uhr erschien ich dann zum Abendessen, bei welchem ich direkt Anschluss zu anderen Patientinnen gefunden habe. Sie waren auf der Station der Psychosomatik, allerdings essen alle Patienten zusammen in einem Speisesaal, weshalb wir uns über den Weg liefen. Die vier Mädels waren auch frisch angereist und setzten sich zu mir an den Tisch. Wir haben uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir bereits abends noch gemeinsam die Sauna besuchten. Man konnte sich jeden Abend mit einem Aufkleber auf der zuständigen Saunaliste einkleben. Es mussten immer mindestens drei Aufkleber innerhalb der Liste kleben, damit die Sauna und Wärmekammer außerhalb des Therapieplans, also am Abend, geöffnet wurde.
Der Ablauf meiner Reha
Im Bezug auf meinen weiteren Tagesablauf der gesamten Reha ist festzuhalten, dass es jeden Tag einen neuen Behandlungsplan gab. Diesen fand man am Abend davor in seinem eigenen Briefkasten. Die Median Klinik bietet mittlerweile aber eine App an, in die man sich einloggen kann. Dort sieht man seinen Behandlungsplan bereits zwei bis drei Tage im Voraus. Ich habe meistens die App genutzt. Die WLAN-Kosten sind allerdings selbst zu tragen.
Mein Behandlungsplan war meistens sehr voll, mir wurde es also nie langweilig. Wenn es mir dennoch etwas zu viel wurde oder es einfach zu eng geplant war, wendete ich mich an die zuständige Dispositionsmitarbeiterin. Die Mitarbeiter waren sehr flexibel und gingen immer auf meine Anregungen ein.
Ich konnte jeden Tag Abwechslung auf meinem Plan finden, auch wenn sich verschiedene Anwendungen in der Woche wiederholt haben, zum Beispiel die Beckenbodengymnastik, die Atemgymnastik oder auch die Heilerdebehandlung. Auch Walking hatte ich mehrfach in der Woche. Viele Anwendungen machen ja auch nur dann Sinn, wenn man sie regelmäßig anwendet. Auch die Bindegewebsmassage empfand ich als immer sinnvoller, umso öfter ich sie hatte. Hier standen die Physiotherapeuten auch immer zur Bereitschaft. Hatte man akute Schmerzen oder das Gefühl es hatte sich etwas verschlimmert, konnte man auch Einzeltermine wahrnehmen.
Der Tagesablauf war also strukturiert, aber auch bunt gemischt und abwechslungsreich.
Meine Behandlungen
Im Folgenden gebe ich euch mal einen Einblick, welche Anwendungen ich in der Reha hatte. Fest in meinem Plan angesetzt waren:
- Atemgymnastik
- Beckenbodengymnastik
- Wassergymnastik
- Walking
- Wirbelsäulengymnastik
- Krafttraining innerhalb des Fittnessstudios (MTT)
- Wärmekammer und Aromatherapie
- Heilerde zur Narbenbehandlung
- Bindegewebsmassage
- Ultraschall
- Heiße Rolle, ein Massageverfahren mit Hilfe eines Handtuchs und heißem Wasser
- Progressive Muskelentspannung
- Kältekammer
- Ernährungsberatung im Einzelgespräch
- Seminare zu den Themen Endometriose, Ernährung, Therapien
- Informationsgespräch zum Thema „Grad der Behinderung“
- Arztgespräche und Untersuchungen
Freiwillige Aktivitäten, die ich außerdem dazu gewählt habe:
- Yoga
- Qigong (chinesische Meditation)
- Pilates
- Zumba
Was ich über die Behandlungen denke
Als besonders gut erwiesen sich bei mir alle Behandlung, die sich positiv auf das Muskelgewebe auswirkten, zum Beispiel die Wassergymnastik. Die Bewegungen im Wasser waren super angenehm. Auch die heiße Rolle sowie die Bindegewebsmassage taten unglaublich gut, weil Verspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gelöst wurden. Auch im Bereich meiner Narben empfand ich den Ultraschall sowie die Heilerde als super hilfreich. Meine Rötungen und Verhärtungen haben sich stark gebessert. Die Anwendungen im Bereich Muskelaufbau, wie beispielsweise die Beckenbodengymnastik oder MTT, erreichen vielleicht keine sofortige Linderung und sind vorab erstmal anstrengend. Aber auf Dauer können dieses glaube ich sehr sinnvoll sein, weshalb ich sie zuhause dauerhaft weiterführen möchte. Auch Yoga sowie Pilates möchte ich dauerhaft auch zuhause machen, um mein Becken weiter zu stärken.
Ich finde es toll, dass es einfach Anwendungen sind, die man zuhause problemlos selber auch anwenden oder machen kann. Vielleicht denken die ein oder anderen im ersten Moment gar nicht daran, dass diese Behandlungen wie zum Beispiel Yoga ebenfalls zur Linderung von beispielsweise Schmerzen führen können. Es ist also nichts, was man nur in der Reha durchführen kann, sondern auch zukünftig zuhause.
Auch die Ernährungsberatung bezüglich meines Enddarms empfand ich als sinnvoll. Gerade, weil dort noch mehrere aktive Endometrioseherde sitzen, war es sehr wichtig für mich, dass die Ernährungsberatung mit dem Thema Endometriose vertraut war. Sie gab mir einige Tipps und kochte am Abend speziell für meine Problematik. Außerdem suchte sie gemeinsam mit mir nach einer Ernährungsberatung in meinem Umfeld, um mir weiterhin eine Unterstützung zuhause zu gewährleisten.
Meine Begegnungen mit anderen Endometriosepatientinnen
Während den Behandlungen, dem Essen sowie den Seminaren lernte ich natürlich auch viele andere Endometriosepatientinnen kennen. Ich lernte auch viele verschiedene Leidenswege und Therapieansätze kennen. Diese Begegnungen haben mich stark zum Nachdenken angeregt. Wie kann es sein, dass so viele Frauen so stark leiden müssen? Und wie kann es sein, dass diese Krankheit noch so unerforscht ist?
Natürlich wurde mir während den Gesprächen auch bewusst, dass jeder seine persönliche Geschichte unterschiedlich verarbeitet – und das ist auch gut so. Viele haben mich darauf angesprochen, wie ich nach so vielen Operationen noch so gerade hier stehen und trotz allem noch so positiv sein kann. Viele haben sich für meine positive Ausstrahlung bedankt und empfanden es als super angenehm und hilfreich – was mich sehr gefreut und mich in meiner Einstellung bestätigt hat.
Ich glaube es ist okay, dass man an manchen Tagen Trauer und Wut empfindet und das Gefühl hat, dass alles um einen zerbricht. Gerade nach frischen Operationen ist man den Tränen meist mehr als nah und fragt den lieben Gott einfach nur nach dem „Warum“. In dieser Zeit ist Mitleid meiner Meinung nach auch vollkommen okay. Aber es muss auch wieder einen Weg da raus geben. Und dafür ist es sehr wichtig, dass man seine Erkrankung akzeptiert und einen Weg für sich findet, mit dieser umzugehen. An guten und an schlechten Tagen. Es ist nicht immer einfach, aber es ist möglich. Und ich glaube dafür ist eine Reha sehr wichtig. Sie kann der erste Schritt des „Akzeptierens“ sein.
Mein Fazit zur Reha bei Endometriose
Ich glaube man kann schon aus dem Beitrag entnehmen, dass ich ein überwiegend positives Fazit aus der Reha ziehe. Obwohl ich anfangs super skeptisch war und immer Angst vor Negativität innerhalb der Reha hatte, bin ich mehr als froh, dass ich es gewagt habe. Meine Unsicherheiten bezüglich der Klinik haben sich in keinster Weise bestätigt. Ich bin stolz, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen habe und mich nicht von anderen hab leiten lassen. Die Reha hat mir verschiedene Ansätze geboten, mir selbständig zuhause zu helfen und mein Leben etwas lebenswerter zu gestalten.
Ich glaube gerade bei der Endometriose lernt man nie aus. Man ist über jeden neuen Ansatz und neue Möglichkeiten glücklich. Und wenn man diese Ansätze dann noch selbständig zuhause nutzen kann, ist das doch toll. Außerdem durfte ich weiterhin tolle Mädels und Frauen kennenlernen, die alle so stark sind. Verschiedene Lebensgeschichten und verschiedene Einstellungen erweitern unseren Horizont und öffnen neue Perspektiven. Nur so können wir uns weiterentwickeln. Außerdem signalisierte mir diese Zeit mal wieder, dass ich nicht alleine bin.
Ich glaube gerade für Frauen, welche die Diagnose noch nicht lange haben oder das Gefühl haben, nicht richtig mit der Krankheit umgehen zu können, kann eine Reha sehr hilfreich sein. Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen, auch wenn sie keine Familie haben, die hinter ihnen steht. Auch für Frauen, die im Alltag immer alles geben und sich nie Zeit für sich und ihre Erkrankung nehmen, kann eine Auszeit gut tun. Doch vor allem für die, die ihren Alltag durch die Endometriose nicht mehr so leben können, wie sie möchten, weil sie so stark eingeschränkt sind, ist eine Reha nahezu perfekt.
Jeder muss seinen eigenen Weg gehen
Ich kann mir zukünftig also sehr gut vorstellen erneut eine Reha anzutreten – vor allem sollte ich nochmal operiert werden oder gesundheitliche Probleme haben. Und ich kann es mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Trotzdem möchte ich zum Schluss deutlich machen, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, was für einen gut ist und was nicht. Die Entscheidung kann und darf einem niemand abnehmen. Denn nur man selbst weiß, was gut für sich und seine Erkrankung ist. Man sollte sich vor allem nicht zu stark von Bewertungen und Rezensionen beeinflussen lassen. Denn meistens beurteilen nur die Menschen, die unzufrieden waren oder etwas auszusetzen haben. Die Menschen die zufrieden waren, vermerken es leider meist nie. Deshalb lasst es auf euch zukommen und gebt den Menschen und ihrer Arbeit eine Chance.
Falls ihr noch Fragen oder Anmerkungen zum Thema Reha bei Endometriose habt, dann schreibt sie gerne in die Kommentare!
Liebe Selina, würdest du die Klinik Schlangenbad nochmal empfehlen oder würdest du beim nächsten Mal eine der anderen zertifizierten Endo-Kliniken bevorzugen ? Bin gerade im Antragsverfahren und Schlangenbad ist für mich die nächst gelegenste Klinik. Vielleicht konntest du dich darüber schon ein bisschen mit anderen Reha Patientinnen austauschen. Ich habe leider nur die beiden Berichte aus Leas Blog. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Liebe Grüße Kerstin