Stell dich doch vorab einmal kurz vor!
Hallo ihr Lieben – ich bin Tatjana, 30 Jahre alt und komme aus Salzburg. Im März 2019 habe ich nach über zehn Jahren die Diagnose Endometriose erhalten.
Nun zu deiner Endometriose Geschichte: Welche Symptome hattest du?
Meine Symptome haben schon mit Einsetzen der ersten Periode begonnen. Ich hatte starke Regelschmerzen und konnte dadurch öfter nicht am Unterricht teilnehmen.
Übelkeit, Kopfschmerzen, heftige Unterleibsschmerzen und plötzlich wurde ich immer öfter ohnmächtig und landete deswegen auch mehrmals bei der Schulärztin.
Mein Frauenarzt verschrieb mir mit 15 Jahren die Pille und versicherte, dass die Schmerzen dadurch verschwinden.
Öfter musste ich die Pille wechseln, da sich nach kürzester Zeit meine Symptome wieder verschlimmerten.
Nachdem die Ärzte und mein Umfeld immer betonten, dass Regelschmerzen normal seien, dachte ich, dass ich zu empfindlich bin und der Schmerz gar nicht so schlimm sei, obwohl ich teilweise nicht aus dem Bett aufstehen konnte.
Wann und wie wurde deine Endometriose dann diagnostiziert?
Im Februar 2017 habe ich die Pille abgesetzt, weil ich keine künstlichen Hormone mehr zu mir nehmen wollte. Zuerst hatte ich „nur“ Regelschmerzen, die ich mit Schmerzmitteln gut eindämmen konnte. Aber dann fing der Horror erst so richtig an.
Immer mehr und mehr Beschwerden kamen hinzu. Extrem aufgeblähter Bauch, Unterbauchschmerzen auch unabhängig von der Periode, Schmerzen während des Eisprungs, Rücken- und Leistenschmerzen, die sich bis in die Beine zogen, und vieles mehr. Das Aufstehen war ein Kampf und ich schleppte mich mit sämtlichen Beschwerden zur Arbeit. Es halfen keine Schmerzmittel mehr. Also wechselte ich wieder den Arzt, aber immer hieß es, das alles sei ganz normal.
Nachdem ich irgendwann vor Schmerzen nicht mehr stehen konnte und sämtliche Nächte auf dem Badezimmerboden verbrachte, wusste ich: Das kann einfach nicht normal sein!
Es gab kaum einen beschwerdefreien Tag. Ich fühlte mich erschöpft, ausgelaugt und war am Ende. Ich konnte nicht mehr ordentlich arbeiten. Fast jeder Tag war mit irgendwelchen Schmerzen verbunden.
Nach einem Ärztemarathon hatte endlich der fünfte Arzt mich auf die Endometriose hingewiesen. Im Ultraschall konnte man meine Endozysten auf den Eierstöcken erkennen. Diese waren bereits fast zehn Zentimeter groß. Es war eine unglaubliche Erleichterung für mich, endlich eine Diagnose erhalten zu haben. Meine Schmerzen, die ich täglich ertragen musste, waren keine Einbildung!
Wie oft wurdest du schon operiert und wie war das?
Ich wurde im Januar 2020 operiert und war vier Nächte im Krankenhaus. Die Operation dauerte länger als geplant und es wurden noch mehr Herde und Zysten entdeckt als gedacht. Meine Eierstöcke konnten trotz der riesigen Zysten zum Glück erhalten bleiben, was mir die meisten Sorgen bereitete.
Das Gas im Bauch hat mir danach sehr zu schaffen gemacht und ich konnte einige Monate ziemlich schwer atmen. Anfangs war ich nach einem zehnminütigen Spaziergang erschöpft. Nach ungefähr zwei Monaten konnte ich wieder im Crossfit einsteigen und langsam mit dem Sport beginnen. Stark sein ist unglaublich wichtig und das Training gab mir so enorm viel Kraft!
Wie ist deine Endometriose ausgeprägt? Wo sitzt oder saß sie?
Ich habe tiefinfiltrierende Endometriose – beide Eierstöcke waren mit Endometriosezysten befallen, unter anderem hatte ich Endometriose im kleinen Becken, Bauchfell, Douglasraum und an vielen anderen Stellen. Eine Gewebeprobe wurde entnommen und die Adenomyose wurde ebenfalls bestätigt (Endometriose in der Gebärmuttermuskulatur).
Eine Woche vor der Operation ist mir eine Endometriosezyste geplatzt, wodurch ich eine Bauchfellentzündung bekommen habe. Somit war das Blut von der geplatzten Zyste im gesamten Bauchraum verteilt und musste entfernt werden. Im Zuge der Operation wurde ebenfalls eine Gebärmutterspiegelung gemacht.
Die schlimmsten Schmerzen hatte ich, als mir vor der Operation die Zyste geplatzt ist. Ich dachte wirklich, die Endometriose bringt mich gerade um.
Wie gehst du jetzt mit deiner Endometriose um?
Seit zwei Jahren mache ich eine bioidente Hormontherapie und habe meine Ernährung mit Hilfe einer Ernährungsberaterin umgestellt. Ich nehme einige Supplements ein, die auf mich abgestimmt sind, und gehe wöchentlich zur Physiotherapie. Die Schmerzen sind nicht weg, jedoch geht es mir mittlerweile dadurch besser.
Die letzten Monate ging es mir wirklich gut und seit ein paar Wochen ist wieder eine schlechtere Phase angebrochen. Die Krankheit ist unberechenbar und macht definitiv, was sie will.
Aber ich glaube, man hat Kräfte, von denen man vorher gar nicht wusste, das man sie hat, denn man übersteht auch den schlimmsten Schmerz, irgendwie.
Was nicht heißt, dass ich nicht trotzdem öfter am Ende bin und heule, weil ich das Gefühl habe, dass ich einfach nicht mehr kann und mir alles zu viel ist.
Wie geht dein Umfeld mit deiner Endometriose um?
Ich habe definitiv die beste Familie und die besten Freunde, denn sie unterstützen mich wo sie nur können. Ich habe aber oft den Gedanken, sie damit zu belasten, da die Endometrioe ein immer wiederkehrendes Thema ist. Für Nicht-Betroffene ist es sehr schwer, das nachzuempfinden.
Endometriose sieht man nicht „von außen“ und es ist eine chronische Krankheit. Die Schmerzen kommen meist aus dem Nichts, können manchmal lediglich ein paar Minuten andauern oder eine Stunde, zwei oder vielleicht auch länger.
An manchen Tagen fühle ich mich dadurch richtig müde und erschöpft und gönne mittlerweile meinem Körper dann auch diese Ruhe.
Was würdest du jemandem mitgeben, der kurz vor seiner Operation steht oder frisch diagnostiziert wurde?
Bitte lege dich nicht sofort unters Messer und hole dir unbedingt eine Zweitmeinung ein. Das Wichtigste ist ein Arzt, der dich ernst nimmt, zuhört und versteht. Du bist nicht verrückt und deine Schmerzen sind echt! Lass dich bitte nicht abwimmeln.
Was möchtest du noch gerne einfach mal loswerden?
Die Endometriose hat mich die letzten zwei Jahres eines gelehrt: Es gibt gute und schlechte Tage. Der gute Tag ist jener, an dem ich ohne Schmerzen aufwache.
Ich habe mittlerweile keine Angst mehr. Egal, was kommt, mir kann nichts Schlimmes passieren. Ganz egal, wie viele Operationen mir noch bevorstehen, wie viele schlaflose Nächte aufgrund meiner Schmerzen vielleicht noch kommen werden.
Ich weiß, ich bin stärker als all die fiesen Schmerzen!
Danke Tatjana!
Liebe Tatjana, ich möchte auch dir dafür danken, dass du hier so offen und ehrlich von deinem langen Weg mit der Endometriose erzählt hast. Damit gibst du dieser Krankheit ein weiteres Gesicht und trägst einen weiteren Teil zur Aufklärung darüber bei – danke dafür!
Wenn ihr eure Endometriose Geschichte auch gerne erzählen möchtet, dann lasst es mich einfach wissen. Egal, ob über das Kontaktformular oder Instagram!