Schwangerschaft trotz Endometriose – Lenas Geschichte

Lena ist schwanger trotz Endometriose.

„Der Gedanke, dass wir uns irgendwann ein Baby wünschen und es dann eventuell zu spät ist, war unerträglich. Mir wurde gesagt, dass es mehrere Monate bis Jahre dauern wird – nach fünf Tagen war ich schwanger…“

Lena ist schwanger trotz Endometriose.

Zum krönenden Abschluss des Endometriose Monat März habe ich einen ganz besonderen Beitrag für euch, der mir sehr am Herzen liegt. Es geht nämlich um die Schwangerschaft trotz Endometriose. Ich weiß, dass das für sehr viele von euch ein schwieriges und auch mitunter schmerzhaftes Thema ist. Aber mir hat die Geschichte von Lena, die trotz ihrer Endometriose grade im achten Monat schwanger ist, auch Hoffnung gegeben – und ich hoffe sehr, dass sie das bei euch vielleicht auch erreichen kann!

Ganz kurz vorweg: Wer bist du eigentlich?

Ich bin Lena, 26 Jahre alt und wohne in der Region Hannover. Ich bin nicht verheiratet, aber in einer glücklichen Beziehung und mein erstes Kind schlummert derzeit noch in meinem Bauch.

Nun zu deiner Endometriose Geschichte: Welche Symptome hattest du?

Seit ungefähr zehn Jahren habe ich mit starken Magen-Darm-Beschwerden zu kämpfen gehabt, welche sich von Übelkeit, Erbrechen bis zu plötzlich auftretenden starken Koliken und Durchfällen gezogen haben. Ich habe regelmäßig starke Blasenentzündungen bekommen – diese haben sich nicht durch die Schmerzen geäußert, sondern durch massiv Blut im Urin.
Ich konnte aufgrund diverser Nebenwirkungen keine Pille länger als ein Jahr nehmen und habe quasi die komplette Breite der Verhütungsmittel durchprobiert – immer hatte ich starke Kopfschmerzen, Erschöpfung, Magen-Darm-Beschwerden, häufige Zwischenblutungen.
Zudem waren meine Blutwerte durch meinen Entzündungswert zu verschiedenen Zeiten stark auffällig – eine Woche später wieder ganz normal. Meine Beschwerden sind unabhängig von der Periode aufgetreten.

Wann und wie wurde deine Endometriose dann diagnostiziert?

An mir wurde zehn Jahre rumgedoktert. Ich habe diverse Untersuchungen – zwei Blasenspiegelungen, fünf Magenspiegelungen, zwei Darmspiegelungen und vier MRT – über mich ergehen lassen, diverse Tabletten eingenommen, diverse Vermutungen abklären lassen und vieles mehr. Zum Ende haben mir die Ärzte gesagt, dass ich verschiedene Lebensmittelunverträglichkeiten habe und die Beschwerden alle auf meine Psyche zurückzuführen seien.

Im November 2018 baute ich dann innerhalb weniger Tage stark ab, meine Entzündungswerte lagen im roten Bereich und ich kam von der Arztpraxis mit dem Krankenwagen direkt ins Krankenhaus. Dort wurden verschiedene Untersuchungen gemacht. 48 Stunden später waren meine Blutwerte wieder normal, der Ultraschall unauffällig. Ein junger Arzt hörte sich meine Geschichte an und sagte, dass er mir helfen wolle und der Sache auf den Grund gegangen werden muss. Nach erneuten Untersuchungen – Ultraschall, MRT, Schmerztherapie mit Novamin, Buscopan, Tilidin – entschied er sich für eine Bauchspiegelung. Dabei wurde die Endometriose entdeckt.

Wie oft wurdest du schon operiert und wie war das?

Ich wurde im November 2018 das erste Mal operiert. Diese erste Operation war sehr schlimm für mich. Ich benötigte hinterher eine lange Zeit, um mich körperlich zu erholen, bekam die falsche Pille und stürzte in eine stark depressive Phase. Erst durch die Umstellung der Pille ging es mir psychisch besser.

Im Dezember 2018 bekam ich erneut Blutungen und Symptome, wie zum Beispiel plötzliche krampfartige Bauchschmerzen, Nahrungsunverträglichkeiten und einiges anderes. Die Endometriose war zurück und im Februar 2019 kam die zweite Operation. Diese habe ich in der Medizinischen Hochschule Hannover durchführen lassen und war rundum begeistert. Mir ging es anschließend wesentlich besser und auch die Nachbehandlung erfolgte professionell und wirksam. 

Im Mai 2019 ging alles wieder von vorne los: starke plötzliche Krämpfe im Unterbauch, Erbrechen oder Durchfälle unabhängig von Lebensmitteln, allgemeines Unwohlsein – ich entschied mich aber gegen eine Operation und für eine Behandlung im Institut für traditionelle chinesische Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover.

Wie ist deine Endometriose ausgeprägt? Wo sitzt oder saß sie?

Die Endometriose saß bei mir an der Gebärmutter, dem Darm, dem Magen, der Blase und den Beckeninnenwänden. Sie sorgte dort für Wucherungen, die sich entzündeten – damit gingen die Entzündungen auf die oben genannten Organe über, hauptsächlich auf Magen, Darm und Blase.

Achtung! Ab hier wird dieser Beitrag nun übrigens anders als sonst und, wie ich finde, ganz besonders spannend, denn eigentlich würde ich an dieser Stelle jetzt danach fragen, wie Lena und auch ihr Umfeld jetzt mit ihrer Endometriose umgeht. Aber die liebe Lena ist ja, wie gesagt, gerade im achten Monat schwanger – deshalb liegt der Fokus jetzt natürlich auf der Schwangerschaft mit Endometriose.

Wie bist du gegen deine Endometriose vorgegangen, bevor du schwanger wurdest?

Ich habe zwei Operationen durchführen lassen und mich anschließend gegen eine dritte Operation entschieden. Stattdessen habe ich Kontakt zu einer Ärztin im Institut für traditionelle chinesische Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover aufgenommen. Diese konnte die Symptome deutlich verbessern und mir viel Schmerz nehmen.

Ich habe mich auch von Beginn an gegen die Einnahme zusätzlicher Hormone entschieden inklusive künstliche Einleitung der Wechseljahre. 

Ich habe nach der ersten Operation im November 2018 die Cerazette genommen – unter dieser habe ich viele Nebenwirkungen bekommen, beispielsweise Blutungen und Depressionen! Meine Gyn hat mich leider nicht ernst genommen und die Einnahme der Pille erst im Januar 2019 als Ursache anerkannt. Ende Januar 2019 habe ich auf die Stella umgestellt. Diese habe ich deutlich besser vertragen und mich nach der zweiten Operation im Februar 2019 gegen eine erneute Umstellung entschieden. Mir wurde zwar zur Visanne geraten, jedoch habe ich einige Berichte zum Thema Brustkrebs in Verbindung mit Visanne gelesen. Diese konnten wissenschaftlich nicht belegt, jedoch auch nicht widerlegt werden. Zudem gab es noch keine Langzeitstudie zu der Einnahme von Visanne, weshalb ich abgeschreckt war.

Als einige der bereits beschriebenen Symptome im Mai 2019 erneut auftraten, habe ich im Juli den ersten Termin im Institut für traditionell chinesische Medizin wahrgenommen. Die Stella habe ich Ende Juli abgesetzt.

Was hat dir dabei geholfen, schwanger zu werden? 

Das erste Mal zu einer Schwangerschaft geraten wurde mir bereits im Dezember 2018. Damals hatten wir uns bewusst dagegen entschieden und zunächst besprochen, dass wir uns die Zeit nehmen, welche wir beide brauchen. Oftmals ging es bei diesem Thema allein um mich. Jedoch gehören zu so einer Entscheidung zwei Personen. Zudem wollten wir kein Kind als Mittel zum Zweck.

Ob ich noch Kinder bekommen kann, konnte mir erst nach der Operation im Februar 2019 gesagt werden. Kinder konnte ich zu diesem Zeitpunkt bekommen, jedoch konnte uns niemand sagen, ob das in einigen Monaten oder Jahren noch so ist. Der Arzt beschrieb es als Wettlauf gegen die Zeit und irgendwann ist es eben zu spät.

Nach reiflicher Überlegung und sehr vielen Gesprächen entschieden wir uns für ein Kind, denn Kinder wollten wir beide haben und der Gedanke, dass wir uns irgendwann sehnlichst ein Baby wünschen und es dann eventuell zu spät ist, war unerträglich. Mir wurde von den Ärzten mitgeteilt, dass es aufgrund der Vorgeschichte mehrere Monate bis Jahre dauern wird… nach fünf Tagen war ich schwanger.

Wie ist deine Schwangerschaft mit der Endometriose? 

Zu Beginn gab es einige Beschwerden. Da ich so schnell schwanger geworden bin, konnte mein Körper sich nicht auf die Umstellung der Hormone vorbereiten. Dies sorgte im ersten Wachstumsschub für einen Krankenhausaufenthalt aufgrund unstillbarer Schwangerschaftsübelkeit. Das hat sich so geäußert, dass ich über zwei Wochen keine Nahrung oder Flüssigkeit in mir behalten konnte. Außerdem sind die bereits vorhandenen Wucherungen der Endometriose „auseinandergerissen“, da die Bänder und Sehnen begannen sich zu dehnen und die Gebärmutter mehr Platz einforderte – das war sehr schmerzhaft. Zudem war das Risiko einer Fehlgeburt doppelt so hoch.

Seit diese Zeit aber überstanden ist, ging und geht es mir blendend. Ich fühle mich so gut wie schon ganz lange nicht mehr! Ich kann alles essen, denn ich habe gar keine Lebensmittelunverträglichkeit, habe keine Schmerzen und bin endlich wieder fit. Viel Sport, keine ewige Müdigkeit, keine Erschöpfung!

Was würdest du jemandem mitgeben, der kurz vor seiner Operation steht oder frisch diagnostiziert wurde? 

Unterschätzt niemals, was künstliche Hormone mit dem Körper und dem Kopf machen können.

Was würdest du jemandem mitgeben, der mit Endometriose gerade auch schwanger werden möchte? 

KOPF AUS! Ich habe mich auf eine lange Wartezeit eingestellt und zu Beginn gar keine Hoffnung auf eine Schwangerschaft gehabt. Ich habe niemandem erzählt, dass ich versuche schwanger zu werden – außer meinem Partner – und habe mir eine Liste gemacht, was ich alles noch vor der Schwangerschaft machen möchte. 

Und ganz wichtig: Es wird nie den richtigen Augenblick für eine Schwangerschaft geben. Und irgendwann ist es zu spät für den richtigen Augenblick… Mein Partner und ich haben uns erst im Mai 2018 kennengelernt und kamen im Oktober offiziell zusammen. Ich wollte mich beruflich gerade umstellen beziehungsweise ein weiteres Studium beginnen. Nichts, aber wirklich nichts hat gerade für eine Schwangerschaft gesprochen. Außer die Ärzte, welche mir damit eine kleine Chance auf Linderung oder sogar Heilung machten… und die Tatsache, dass ich einen Mann an meiner Seite hatte, welcher trotz des ganzen Dramas Tag und Nacht an meiner Seite stand.

Er saß teilweise neun Stunden an meinem Krankenhausbett, ist mit zu jeder Untersuchung, jeder Beratung und hat alles möglich gemacht, mich jeden Tag glücklich zu machen. Was bringen mir zehn Jahre Ehe? Die können auch nach der Geburt kaputt gehen! Was hat mein Kind von meiner beruflichen hohen Stellung? Vielleicht eine finanzielle Sicherheit, aber sicherlich nicht mehr Zeit mit mir.

Was brauche ich denn für mich und mein Kind wirklich? Einen Mann, der in jeder Situation des Lebens bei uns ist und auch nach einer Trennung sein letztes Hemd für sein Kind geben würde. Wann weiß man, dass man diesen Mann gefunden hat? Das weiß man nie zu 100 Prozent! Aber jetzt fühlt es sich an, als könnte ich es wissen! Und genau das ist der Punkt… Lasst euch nicht durch irgendwelche Eventualitäten verunsichern. Hört auf euren Körper, auf euer Gefühl! Im Kopf kann man sich immer vieles kaputt oder schlecht reden. 

Und wenn ihr das Gefühl habt, dass die Hormone euch nicht gut tun, eine weitere Operation nicht sinnvoll ist oder euer Arzt oder Ärztin nicht die richtige Ansprechperson ist – dann hört auf euren Körper! Es gibt immer eine Alternative, immer eine zweite Meinung und immer einen weiteren Weg. Mein Weg ist der junge und plötzliche Sprung in das Familienleben und mir geht es super damit!

Wie gehst du mit Meinungen anderer Menschen um?

Die bekannte Zweitmeinung, oder schnell auch Dritt-, Viert-, oder zehnte Meinung. Jeder Mensch weiß irgendwas, was in dieser Situation helfen kann. Mach bloß das eine oder achte auf jeden Fall auf das andere! Gerade nach den Operationen war ich unglaublich sensibel für sowas. Ich hatte eine Menge Angst, den falschen Weg zu gehen, und war schnell gekränkt oder traurig, wenn mir gesagt wurde, dass ich das Falsche tue. Auch hier: Hört auf euren Körper und auf euer Gefühl! Jede Endometriose verläuft anders. Die einen sind fit wie ein Turnschuh und die anderen eben nicht! Bei den einen hilft eine bestimmte Pille und bei den anderen eben nicht!

Mir hat Sport, eine gesunde Ernährung und mein soziales Umfeld geholfen. Ob euch das auch helfen kann, weiß ich nicht. Aber nur ihr findet es heraus und dafür muss einem die Meinung anderer Menschen auch mal am Arsch vorbei gehen dürfen – auch wenn es sich dabei um Ärzte, Eltern oder enge Freunde handelt. Und gerade auf ein „die stellt sich nur an und eine Endometriose ist gar nicht so schlimm, googelt das doch mal“ sollte man nicht hören.

Was können wir für unseren Körper tun?

Medikamente können oft auch mehr Schaden als Heilung anrichten und oft bemerkt man dies gar nicht. Ich habe bewusst oft auf Hausmittel zurückgegriffen, habe meine Ernährung umgestellt und bin oft raus an die frische Luft oder zum Sport. Mir fiel es ganz oft schwer aufzustehen. Ich wollte mich mit meinen Schmerzen verkriechen und alleine sein. Der Gedankengang, mich aus dem inneren Leiden und dem eigenen Mitleid zu befreien, wirkte oft unmöglich. Und doch hat es mir immer wieder gezeigt, wie gut mir das alles am Ende tat.
Aber auch hier gibt es kein allgemeines Rezept für alle! Tut das, was euch gut tut und auch Leiden und Selbstmitleid gehören dazu, aber lasst es nicht zu, von einer Krankheit dominiert zu werden.

Was möchtest du zum Schluss noch gerne einfach mal loswerden?

Ich habe in meiner Situation gemerkt, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben und auf sich selbst zu hören. Zudem habe ich aber auch gelernt, wie wichtig es ist, offen über das Thema zu sprechen. Ich habe mich oft in schlechten Phasen zurückgezogen oder die ganze Situation belächelt und versucht, mir nichts anmerken zu lassen. Damit habe ich mir eigentlich nur unnötigen Druck gemacht. Mir war es aber unangenehm vor anderen Menschen davon zu sprechen.

Nach der ersten Operation habe ich begonnen intensiv mit meinem Partner über meine Beschwerden zu sprechen. Danach habe ich meine Freunde und Familie eingeweiht und meine Krankheit solange zu einem Thema gemacht, bis ich selbst nicht mehr das Bedürfnis hatte, darüber  zu reden. Mittlerweile rede ich einfach darüber, wenn es mir nicht gut geht. Wenn ich auf meine Krankheit angesprochen werde, dann erzähle ich davon. Und bis heute habe ich nicht eine negative Reaktion erhalten!

An dieser Stelle muss ich aber auch sagen, dass ich all den Menschen in meinem Umfeld unglaublich dankbar bin, dass sie diese Zeit so mit mir getragen haben. Sei es der Spaziergang mit einer Freundin, wenn ich gerade mal nur heulen wollte, der Dienstabend bei der Feuerwehr, um einfach mal den Kopf frei zu bekommen, die Zeit bei meinem Papa, um einfach mal wieder „Tochter“ sein zu können oder die Zeit mit meinem Partner, welcher mir einfach jede Sorge abgenommen hat! All diese Kleinigkeiten waren eine riesige Hilfe, um mit der Situation klarzukommen.

Danke Lena!

Vielen vielen vielen Dank, liebe Lena, dafür, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Ich glaube, dass du damit einigen da draußen wirklich Hoffnung auf ein kleines Wunder machst und vor allem zeigst, dass eine Schwangerschaft auch mit Endometriose kommen kann. Außerdem möchte ich mich bei dir dafür bedanken, dass du dich bei mir gemeldet hast, um mir von deiner so besonderen Geschichte und deiner Schwangerschaft trotz der Endometriose zu erzählen.

Übrigens: Lena und ich kannten uns eigentlich schon über drei Ecken, denn wir kommen aus der selben Stadt und haben doch einige sich überschneidende Freunde. Grade deshalb haben wir gemeinsam auch schon überlegt, noch genauer auf das Thema Schwangerschaft mit Endometriose einzugehen und vielleicht noch den ein oder anderen Beitrag mehr dazu zu veröffentlichen. Falls euch das Thema also noch genauer interessieren würde, oder ihr bestimmte Fragen an Lena habt, die euch unter den Fingern brennen, dann lasst es mich oder uns sehr gerne wissen!

Wenn ihr eure Endometriose Geschichte auch gerne erzählen möchtet, dann meldet euch einfach bei mir – egal, ob über das Kontaktformular oder Instagram!

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