Stell dich vorab doch einmal kurz vor:
Hallo, ich heiße Ramona, bin 29 Jahre alt und wohne in Prad am Stilfserjoch in Südtirol. Ich mache ganz gerne Yoga, hab da auch 2022 meine 200h-Ausbildung abgeschlossen. Ich beschäftige mich mit dem Thema Endometriose und Beckenerkrankungen nicht nur in meiner Freizeit ganz gerne, sondern auch beruflich. Sonst mache ich gerne Fotos, kümmere mich um meine Pflanzen und Zentangle nebenbei. Wenn du magst, kannst du mich gerne auf meiner Instagramseite @pelviyogi oder auf der Seite vom Verein für den ich arbeite @vonblasenentzundungheilen besuchen. Das würde mich sehr freuen!
Nun zu deiner Endometriose Geschichte: Welche Symptome hattest du?
Also ich muss ehrlich sagen, ich hatte lange Zeit keine Beschwerden. Wahrscheinlich weil ich doch recht früh mit der Pille angefangen habe und sie dann ungefähr zehn Jahre lang genommen hab. Ich hatte einfach „nur“ starke Periodenschmerzen und Verdauungsprobleme, die ich anfangs einfach auf Stress und andere Ursachen geschoben hab. Erst dann als ich beschlossen habe, die Pille sein zu lassen und auf das Stäbchen zu wechseln, einfach nur weil mich die Periode nervte und ich durch das Stäbchen eigentlich keine Blutung mehr haben sollte, begannen meine Probleme.
Ohne Pause habe ich von der Pille auf das Stäbchen gewechselt. Innerhalb kurzer Zeit habe ich viel Gewicht verloren und begann zu bluten – einen ganzen Sommer lang! Ich bekam Akne wie verrückt, das Bluten hörte nicht auf und mein Gewicht sank immer weiter. Mit Mönchspfeffer konnte ich die Blutung dann etwas regulieren, hatte jedoch mittlerweile ein so geringes Gewicht, dass ich aufgrund dessen schon keine Periode mehr bekam.
Es verging dann ein Jahr und dann habe ich das Stäbchen entfernt. Meine Periode blieb dann noch ein halbes Jahr aus, bis ich mein Gewicht wieder erhöhen konnte. Als alle meine Hormone wieder relativ im Lot waren, ging es mir sehr gut. Ich hatte keine Schmerzen, die Periode war regelmäßig und ich bemerkte sie fast nicht. Ich war knapp zwei Jahre symptomfrei.
Doch dann kamen langsam immer mehr Symptome wieder hinzu. Ich hatte wieder Krämpfe und Verdauungsprobleme. Und dann hatte ich plötzlich einen akuten Schmerzanfall. Was ich damals nicht wusste: Es war mein Blinddarm. Ich habe den Anfall auf die Periode, die genau in dem Moment kam, geschoben und ging zur Gynäkologin. Sie hat nichts rausgefunden und hat mir erst mal Antibiotika verschrieben. Die habe ich dann über drei Wochen lang genommen und wusste noch immer nicht, woher der Schmerz in mir kam.
Wann und wie wurde deine Endometriose dann diagnostiziert?
Dann endlich eine Vermutung: Im gleichen Jahr, ungefähr drei Monate später, hat meine Gynäkologin endlich eine Endometriose Zyste entdeckt und mir wieder die Pille im Langzeitzyklus verschrieben. Ich war so froh, dass endlich mal was passierte. Ich hab mich auskuriert, die Pille genommen (die mir übrigens immer noch sehr gut tut) und ging zum Facharzt.
Mein Termin war am Vormittag des 24. Dezembers. Der Facharzt diagnostizierte ganz klar tief infiltrierende Endometriose an der Gebärmutter (konnte sie selbst sehen) und am Darm (daher auch meine Verdauungsprobleme). Weihnachten war für mich in diesem Jahr vorbei! Ich dachte mir dann: „Ok da ist die Diagnose.“ Es wird schon besser werden … wurde es aber nicht. Dann kümmerte ich mich um eine eventuelle Bauchspiegelung.
Wie oft wurdest du schon operiert und wie war das? Wie ist deine Endometriose ausgeprägt? Wo sitzt oder saß sie?
Ich wurde am 3. März 2022 dann endlich operiert. Bis jetzt war das zum Glück meine einzige Operation. Sie fanden dabei heraus, dass meine komplette rechte Bauchseite bis ins kleine Becken mit Endometriose verwachsen war. Meine Blase war ein paar Mal um sich selbst verdreht und mein Darm zum Glück nur oberflächlich betroffen. Auch mein Blinddarm war befallen und vor ein paar Jahren geplatzt, somit bin ich über mehrere Jahre mit einem entzündeten Blinddarm und einer Suppe aus Eiter im Bauchraum rumgerannt und habe nichts bemerkt!
Leider sind auch meine Nerven von der Endometriose betroffen gewesen, besonders der Ischias war stark befallen. Deshalb kam es auch dazu, dass ich, als ich von der Narkose aufwachte, mein komplettes rechtes Bein nicht mehr spüren und bewegen konnte. Ich war dann zwei Wochen im Krankenhaus, zwei Monate direkt danach in Reha und dann nochmal ein halbes Jahr später für einen Monat in Reha.
Leider hat sich die Situation nicht viel gebessert. Mein Fußheber funktioniert bis heute leider immer noch nicht. Ich kann wegen meiner Endometriose-Operation leider nicht mehr normal laufen und kann auch noch nicht sagen, ob eine Heilung noch kommt! Nun wurde zwar meine Endometriose komplett entfernt, ich gehe nicht mehr die Gefahr ein, mit einer Vergiftung im Krankenhaus zu landen, eventuell keine Kinder zu bekommen oder meinem Bein dabei zuzusehen, wie es langsam immer weniger funktioniert, jedoch habe ich meine Freiheit verloren, mit zwei gesunden Beinen durch mein Leben zu gehen. Ich denke, jeder kann verstehen, wie es mir jetzt geht, und ich muss nicht sehr viel zum Gefühlschaos, das mich grade umgibt, sagen.
Aber es ist mir wichtig, dass du weißt, dass ich froh bin, dass meine Endometriose komplett entfernt werden konnte und ich jetzt einen Teil dazu beitragen kann, dass Endometriose früher erkannt und behandelt wird.
Wie gehst du jetzt mit deiner Endometriose um?
Aktuell nehme ich noch immer die Hormone und bin sehr froh, dass ich sie nehmen darf, dass ich keine Periode mehr bekomme. Wenn mal ein Zwicken oder ein größerer Schmerz auftaucht, versuche ich, mir mit meinen Hilfsmitteln Yoga und ätherische Öle zu helfen. Und ich empfehle jedem, der das Gefühl hat, dass in seinem Unterleib etwas nicht stimmt, sich genau überprüfen zu lassen und, wenn es sein muss, auch noch mehrere Ärzte zu besuchen. Und solltest du die Möglichkeit haben, eine Bauchspiegelung zu machen, mache sie! Niemand kann von außen sagen, was in dir vorgeht. Nicht mal du selbst.
Wie geht dein Umfeld mit deiner Endometriose um?
Mein Umfeld ist mit mir durch all das, was passiert ist, gewachsen und ein sehr wichtiger Teil für mich, wenn es mir mal nicht gut geht. Anfangs konnte niemand von uns etwas mit dem Begriff Endometriose anfangen, wir mussten die Krankheit gemeinsam „erleben“, um zu verstehen was da passiert. Das hat uns zusammengeschweißt. Ein großer Rückhalt war für mich die Community auf Instagram. Da habe ich mich sehr verstanden gefühlt und endlich Antworten gefunden. Deshalb empfehle ich jedem, sich unbedingt mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Was möchtest du noch gerne einfach mal loswerden?
Ich bin der Endometriose dankbar und möchte meine Dankbarkeit jetzt hier loswerden. Durch die Endometriose hat sich mein Leben, trotz aller Zwischenfälle, positiv verändert.
Ich bin zum Yoga gekommen, habe einen Beruf gefunden, in dem ich mich sehr wohlfühle, und lebe mein Leben auf eine andere, achtsame und sehr bewusste Weise. Zuvor war ich immer schnell und hektisch und Schmerzen habe ich teilweise ignoriert bis sie noch schlimmer wurden. Mittlerweile kenne ich meinen Körper sehr gut und weiß genau, was er wann benötig, um so gut wie möglich schmerzfrei durchs Leben zu kommen.
Mein Rat: Genieß alles, was du hast, und lerne, auch die kleinen Dinge in deinem Leben zu schätzen! Und wenn du mal glaubst, dir passiert nur Schlechtes, versuche im Schlechten das Gute zu finden. Es wird dir helfen.
Danke Ramona!
Vielen Dank dafür, dass du mit deiner Geschichte der Endometriose ein weiteres Gesicht gibst und damit einen weiteren Teil zur Aufklärung darüber beiträgst, liebe Ramona.
Wenn ihr eure Endometriose Geschichte auch gerne erzählen möchtet, dann lasst es mich einfach wissen. Egal, ob über das Kontaktformular oder Instagram!