Ganz kurz vorweg: Wer bist du eigentlich?
Hi, ich bin Gabriella, 30 Jahre alt, verheiratet und habe einen kleinen Sohn. Ich wohne in der Nähe von Ludwigsburg und bin examinierte Altenpflegehelferin.
Nun zu deiner Endometriose Geschichte: Welche Symptome hattest du?
Ich hatte einige Symptome, die am Anfang nicht ernst genommen wurden. Nach einer Weile dachte ich sogar, dass ich mir alles einbilde. Ich hab von Kind auf immer heftige Bauchschmerzen gehabt, auch da wurde ich erst spät ernst genommen – dann hieß es Laktoseintoleranz. Okay, dachte ich, wir haben jetzt eine Lösung. Aber die Schmerzen sind nicht wirklich besser geworden, trotz laktosefreie Ernährung – ich nahm es so hin. Die Schmerzen wurden aber schlimmer, ich konnte kaum noch auf Toilette gehen (sprich Stuhlgang) – ich hab so sehr an Verstopfung gelitten. Dazu Magenschmerzen, Blasenschmerzen und Rückenschmerzen.
Wann und wie wurde deine Endometriose diagnostiziert?
2013 kam ich mit heftigen Bauchschmerzen ins Krankenhaus, ich hatte 14 Tage keinen Stuhlgang gehabt. Meine Frauenärztin schickte mich dann zur Bauchspiegelung, nachdem bei der Darmspiegelung alles in Ordnung war. Da wurde dann eine ziemlich starke Form von Endometriose entdeckt.
Wie oft wurdest du schon operiert und wie war das?
Ich wurde insgesamt dreimal operiert.
2013 war ich drei Tage stationär, es war ok, nur die Schmerzen in der Schulter waren die Hölle. Aber im Großen und Ganzen empfand ich die erste Operation als nicht so schlimm.
2015 war schon schlimmer, fünf Tage war ich stationär. Laut den Ärzten ist meine Endometriose in den zwei Jahren so stark gewachsen, dass sie mir rieten, so schnell wie möglich meinem Kinderwunsch nachzugehen. Die Operation an sich war ok, aber die Schmerzen danach und der ganze Verlauf war katastrophal. Ich war durch meine Schmerzen so eingeschränkt, mir fehlte Lebensfreude. Jedes Mal war ich froh, wenn ich schlafen konnte. Ich habe so viel Schmerzmittel genommen, um dem Ganzen aus dem Weg zu gehen.
Zysten haben mich dann immer begleitet – mal mehr mal weniger. Ich habe irgendwann meine komplette Ernährung auf den Kopf gestellt. In der Hoffnung, dass es was bringt und das tat es auch. Ich war 23 Kilo leichter und die Schmerzen waren zwar noch da, aber wurden nicht mehr schlimmer.
2017 fing die Schmerzen aber wieder verstärkt an und die Ärzte meinten, man solle langsam an den Kinderwunsch denken oder die Operation machen. Dadurch, dass ich frisch in einer Partnerschaft war, war das ein bisschen schwierig. Aber mein jetziger Ehemann hat das alles gleich verstanden, obwohl er sich nie damit befasst hatte. Ich entschied mich gegen die Operation und dafür, dass wir an unserem Kinderwunsch arbeiten.
So haben wir es genau ein Jahr lang versucht und wurden letztendlich im September 2018 schwanger. Die Ärzte, die mich wegen den ganzen Problemen behandelt haben, waren so positiv, dass sie immer davon sprachen, dass die Endometriose nach der Schwangerschaft höchstwahrscheinlich komplett verschwinden würde. Ich habe entbunden und war echt neugierig, wie und was jetzt sein wird…
Und siehe da: Die Endometriose ist immer noch da. Nach der Entbindung ging es mir immer schlechter und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Ich bin dann ständig in Behandlung gewesen, aber meine Frauenärztin meinte immer, es sei alles gut. Dadurch, dass ich die Pille durchgehend nehmen musste und dieses Mal sogar zweimal am Tag, weil eine nicht mehr ausreichte, dachten wir immer, es sei nur in der Zeit so schlimm, wo ich meine Periode bekommen sollte. Als ich gemerkt habe, dass die Schmerzen anhalten, wusste ich schon, dass es wieder die Endometriose ist. Meine Hausärztin schickte mich zur Magenspiegelung, zum Urologen – aber alles war gut. Der Urologe meinte, er sähe freie Flüssigkeit und ich sollte das nochmal mit der Frauenärztin abklären.
Ich war erst im Februar beim Frauenarzt und dort war noch nichts zu sehen. Dann im Mai bei der nächsten Untersuchung wurde mir geraten, sofort zu einem Spezialisten ins Krankenhaus zu gehen. Das tat ich und keine fünf Tage später war ich für die nächste Operation eingeplant. 2020 im Juni wurde ich also schon zum dritten Mal operiert. Dieses Mal war es auch nicht so prickelnd. Sie hatten Größeres vor und ich wusste nicht, ob das alles zutreffen wird, was sie erzählt haben. Denn sie sagten, sie könnten erst alles planen und machen, wenn sie wüssten, was sie in der Operation vorfinden. Vor der Operation wurde von Stoma, Eileiter entfernen und Darmresektion gesprochen. Also ging ich mit den schlimmsten Gedanken in den OP.
Die Operation verlief dann aber so positiv, dass die Ärzte selber überrascht waren. Alles, was vorher im Gespräch war, wurde nicht gemacht und sie konnten so einiges retten. Vier Schnitte und eine Drainage später war ich so erleichtert und wollte einfach nur noch Heim zu meinem Sohn und meinem Mann. Zwei Tage waren geplant und nach einem wurde ich schon entlassen. Das habe ich kurz bereut abends wegen der Schmerzen, aber da musste ich nun durch.
Wie ist deine Endometriose ausgeprägt? Wo sitzt oder saß sie?
Meine Endometriose sitzt mittlerweile an Gebärmutter, Darm, Blase und Magenausgang. Es wurde alles saniert und auch die Verwachsungen wurden entfernt. Eine Adenomyose ist nicht bekannt. Die Ergebnisse von der letzten Operation zeigten, dass mittlerweile die Blase sowie der Magen befallen ist. Mein Darm und meine Gebärmutter waren schon von Anfang an befallen.
Wie gehst du jetzt mit deiner Endometriose um?
Ich bin ehrlich, bis vor der letzten Operation ging ich ziemlich cool damit um. Ich dachte, ja okay, ist halt da. Aber nach allem, was war und was sein kann mit Darmresektion und auch den ganzen Schmerzen… Man ist ziemlich eingeschränkt im Alltag, wenn diese Schmerzen da sind. Seit dieser letzten Operation hab ich mich auch viel mehr mit der Endometriose befasst und dieses mal hat es mich auch so richtig aus der Reihe geworfen. Es ist nochmal gut gegangen, aber ich sehe es jetzt anders, genieße jeden Moment bis die Schmerzen wieder auftreten. Mir wurde geraten, meinen Kinderwunsch fortzusetzen und abzuschließen, damit weitere Maßnahmen ergriffen werden können, wie zum Beispiel die Gebärmutter entfernen und und und… Wir wünschen uns sowieso noch ein kleines Wunder und hoffen, dass der liebe Gott für uns da ist.
Wie geht dein Umfeld mit deiner Endometriose um?
Mein Ehemann hat das jetzt das erste Mal so richtig mitbekommen, mich mit solchen Schmerzen zu sehen. Davor war es dieses „ja sie leidet an Endometriose“, aber er hat sich nicht wirklich so damit befasst wie jetzt. Mein Ehemann und meine Familie unterstützen mich überall und sind mir eine sehr große Hilfe. Aber der größte Dank geht wirklich an meinen Ehemann – er wurde von heute auf morgen ins kalte Wasser mit unserem Sohn geworfen und hat das alles super gemacht.
Was würdest du jemandem mitgeben, der kurz vor seiner Operation steht oder frisch diagnostiziert wurde?
Ich kann da leider wenig Tipps geben, da es darauf ankommt, wie schmerzempfindlich man ist. Jeder ist anders, aber haltet durch, es kommen bessere Zeiten! Wenn man die Endometriose diagnostiziert bekommt, ist es am Anfang schwer, aber geht in Behandlung, damit es sich nicht so ausbreitet.
Was möchtest du noch gerne einfach mal loswerden?
Ich wünsche mir, dass es endlich anerkannt wird, das es nicht nur Endometriose ist. Denn es ist weit mehr als nur ein Name – es ist ein Kampf. Ich wünsche mir für alle anderen sowie auch für mich, dass wir einfach glücklicher und bewusster leben, trotz dieser doofen Diagnose – und für alle ganz viele gesunde Babys!
Danke, Gabriella!
Auch dir möchte ich natürlich dafür danken, dass du uns so offen deine Endometriose Geschichte erzählt hast und dieser Krankheit damit ein weiteres Gesicht gegeben hast!
Wenn ihr eure Endometriose Geschichte auch gerne erzählen möchtet, dann lasst es mich einfach wissen – egal, ob über das Kontaktformular oder Instagram!