Esras Endometriose Geschichte

Esras Endometriose Geschichte

„Ich bin auch mal vor Schmerzen an der Tafel umgekippt. Danach war ich bei verschiedenen Ärzten, auch Gynäkologen, aber keiner wusste was ich habe. Eher wurde mir unterstellt ich würde für Aufmerksamkeit simulieren…“

Es ist mal wieder Zeit eine neue Endometriose Geschichte hier auf meinem Blog mit euch zu teilen. Heute erzählt uns die liebe Esra von ihrem Weg und Umgang mit der Endometriose – ich danke dir dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, uns davon so ausführlich zu berichten!

Ganz kurz vorweg: Wer bist du eigentlich?

Hej, ich bin Esra, 29 Jahre alt, und lebe in Nordrhein-Westfalen.

Ich bin Greenbeauty-Make-up-Artist und engagiere mich für einen veganen und nachhaltigen Lifestyle. Mein Verlobter und ich haben vier flauschige Katzen. Wir leben in einer süßen Altbauwohnung im Dachgeschoss, die immer mehr zu einem Dschungel mutiert, da ich eine Pflanzenmuddi bin. Aktuell bin ich dabei meine Hochzeit zu planen, aber Corona macht es mir sehr schwer… Du findest mich unter @ms_esrita auf Instagram. 

Nun zu deiner Endometriose Geschichte: Welche Symptome hattest du?

Die ersten Symptome, an die ich mich erinnere, sind extreme Unterleibschmerzen. Wir sprechen von Schmerzen, die mich teilweise handlungsunfähig oder gar ohnmächtig machten. Ich konnte während meiner Periode nicht laufen, nicht sitzen, alles tat weh und war mehr als unangenehm. Auch belasteten mich heftige Blutungen während der Periode – ich musste teilweise alle zwei Stunden meine Hygieneartikel wechseln. Diese Symptome hatte ich das erste mal ungefähr 2005/2006.

Wann und wie wurde deine Endometriose dann diagnostiziert?

Der erste und einzige Verdacht auf Endometriose kam 2011 auf. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen in der Schule, fast täglich, und bin auch mal vor Schmerzen an der Tafel bei einer mündlichen Abfrage umgekippt. Danach war ich bei verschiedenen Ärzten, auch Gynäkologen, aber keiner wusste was ich habe. Eher wurde mir unterstellt ich würde für Aufmerksamkeit simulieren. Irgendwann nahm mich meine Mutter zu ihrem Gynäkologen mit. Dieser tastete meinen Unterbauch ab und schickte mich als Notfall-Patientin in die Frauenklinik. Dort wurde ich untersucht und hatte meine erste Endometriose Operation – und somit auch die Diagnose.  

Wie oft wurdest du schon operiert und wie war das?

Ich wurde dieses Jahr zum zweiten Mal operiert, wieder stationär. Meine Endometriose streut intensiv. Ich glaube vor der ersten Operation damals hatte ich ein bisschen Angst, weil ich nicht wusste, was mir da Schmerzen bereitet und ob die Schmerzen nach dem Eingriff aufhören. Mittlerweile kenne ich die Prozedur und war beim zweiten Eingriff gelassener. Allerdings sind die ersten beiden Tage nach der Operation sehr unangenehm für mich. Da das Gas von der Laparoskopie aus den Schultern austritt, triggert das meine Migräne. Trotzdem bin ich froh, dass ich operiert wurde, denn ich lebe wieder schmerzfrei. 

Wie ist deine Endometriose ausgeprägt? Wo sitzt oder saß sie?

Beim ersten Mal war mein linker Eierstock extrem befallen, fast verschluckt von der Endometriose. Tennisball groß war das Geschwür. Es hieß, dass meine Fruchtbarkeit dadurch sehr eingeschränkt wäre. Danach musste ich eine hormonelle Therapie machen, meine Periode wurde unterdrückt.

Jetzt beim zweiten Mal waren die Ärzte etwas verwundert, da ich auf der linken Seite an meiner Beckenwand mehrere Endometriose Wucherungen hatte – daher hatte ich auch starke Kreuzschmerzen – und auch im Bauchraum. Die Wucherung an der Beckenwand sei wohl ungewöhnlich. Es konnte aber glücklicherweise alles entfernt werden.

Wie gehst du jetzt mit deiner Endometriose um?

Letztes Jahr habe ich die Pille, die ich wegen der Hormone nehmen musste, abgesetzt. Mein Körper spielte verrückt. Ich hatte teilweise einen Monat lang durchgehend meine Periode.

Stattdessen habe ich mir jetzt einen Zykluscomputer besorgt und beobachte meinen Zyklus. So sehe ich auch die Schwankungen, die meine Endometriose mit sich bringt. Ich mache viel Atemübungen, Meditationen. Auch achte ich darauf was ich esse, zum Beispiele habe ich meinen Konsum von industriellem Zucker massiv heruntergefahren. Außerdem supplementiere ich Biotin und B12, damit mein Körper die Reste der Pille besser ausscheiden kann. Als Tipp kann ich sagen, dass man über den Tellerrand schauen sollte. Mir hat vieles außerhalb der Schulmedizin geholfen. Yoga, Meditation, Stressbewältigung, gesünder essen und trinken, vor allem auch viel achtsamer mit mir selbst umzugehen – das sind Mittel, die mir viel Erleichterung gebracht haben. Die Akzeptanz, dass ich nicht immer produktiv sein kann und muss, hat mir viel Druck genommen.

Wie geht dein Umfeld mit deiner Endometriose um?

Ich habe glücklicherweise einen Partner, der meine Erkrankung versteht. Er kann damit umgehen und weiß, dass ich einfach bestimmte Dinge nicht machen kann, wie beispielsweise schwer heben oder während der Periode im Alltag mit anpacken. Ich muss dann einen oder mehrere Gänge zurückschalten und das ist okay.

Schwieriger wird’s dann im Bekanntenkreis, ich bekomme dann Sprüche wie: „Hast du etwa immer noch Schmerzen?“ zu hören. Manchmal sogar: „Aber deine Periode ist doch vorbei? Das muss doch dann vorbei sein? Was tut denn da weh?“… Krass war auch der hier: „Krankschreiben lassen wegen der Periode? Guter Tipp mach ich auch mal!“ Häufig ist das sehr verletzend und die Menschen verstehen nicht mal wieso.

Mir hat tatsächlich Instagram viele „Gleichgesinnte“ gebracht. Ich habe Mädels und Frauen kennengelernt, die genau dasselbe durchmachen wie ich. Es ist ermutigend und so aufbauend zu hören, dass da draußen jemand ist, der dich versteht. 

Was würdest du jemandem mitgeben, der kurz vor seiner Operation steht oder frisch diagnostiziert wurde?

Als Rat kann ich dir Folgendes mit auf den Weg geben: Endometriose klingt erstmal scheußlich und viele geraten in Panik. Das solltest du nicht tun, in Panik geraten. Auch wenn viele betroffene unfruchtbar werden oder andere Probleme bekommen, heißt das nicht, dass dich das auch erwischt! Dein Körper ist stark und du bist es auch. Endometriose macht erstmal Angst, vielleicht suchst du dir Gleichgesinnte. Leute mit denen du dich austauschen kannst? 

Mir hat es geholfen, mich in diese Thematik einzulesen, mich auszutauschen und Ärzte auszuquetschen. Ich habe vor der Operation alles mögliche gefragt! Vor allem aber erkundige dich, wie die Narben nach der Operation gepflegt werden können! Je besser du den Heilungsprozess der Haut supportest, desto weniger sieht man die Narben am Ende!

Was möchtest du noch gerne einfach mal loswerden?

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir Frauen vor allem in solchen Bereichen offener und liebevoller mit uns selbst und anderen umgehen. Wenn wir nicht über Erkrankungen wie Endometriose sprechen, dann wird das auch weiterhin tabuisiert und man bekommt weiterhin Dinge zu hören wie: „So schlimm kann’s nicht sein.“ 

Reden und aufklären lautet die Devise! Genau das versuche ich auch auf meinem Blog auf Instagram. Ich versuche Frauen mitzunehmen und sie zu unterstützen. Anhand meiner Erkrankung möchte ich zeigen, dass ein gutes und angenehmes Leben mit Endometriose möglich ist – zwar ein wenig anders, aber dennoch möglich! 

An dieser Stelle möchte ich sagen, wenn du meine Geschichte hier bei Lea gelesen hast und dich etwas interessiert, dann schreib mir bitte auf Instagram! Ich freue mich über jede Nachricht und jede Person, die sich traut über ihre Geschichte zu sprechen. 

Klar ist jede Endometriose Diagnose individuell und jeder Körper anders. Vor zehn Jahren waren die Diagnosen bei mir anders, ich war anders. Aber eines haben wir gemeinsam: Die Stärke, diese Erkrankung zu ertragen. Nur darauf kommt es an! 

Dies hier war meine Geschichte und ich hoffe, ich konnte dir damit Mut machen. Ich wünsche dir alles Liebe! Esra 

Danke Esra!

Vielen lieben Dank dafür, dass du deine Endometriose Geschichte mit uns geteilt hast, liebe Esra! Gerade deine Worte am Ende, dass wir alle offener über das Thema sprechen sollten, um es zu enttabuisieren, teile ich so sehr! Nur wenn viele von uns einen kleinen Teil dazu beitragen, über die Endometriose aufzuklären und einen Einblick aus unserer Perspektive zu geben, können wir darauf hoffen, irgendwann auch von nicht Betroffenen verstanden zu werden. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass du mit dem Erzählen deiner Geschichte einen weiteren Teil dazu beigetragen hast, die verschiedenen Facetten der Endometriose zu zeigen und Aufklärung darüber zu leisten! 

Auch dein Angebot, Fragen aller Art zur Endometriose an dich zu schicken, möchte ich hier auch noch einmal teilen, denn das gilt natürlich auch von meiner Seite! Wenn euch also irgendwas auf dem Herzen liegt, etwas, das euch verunsichert, über das ihr Erfahrungen hören wollt oder bei dem ihr nicht so richtig weiter wisst, dann scheut euch niemals, uns einfach zu fragen. Wir haben bestimmt nicht immer Antworten auf alles, aber viele Erfahrungen, die wir mit euch teilen können und die vielleicht dazu führen, dass ihr euch weniger alleine damit fühlt!

Wenn ihr eure Endometriose Geschichte auch gerne erzählen möchtet, dann lasst es mich einfach wissen – egal, ob über das Kontaktformular oder Instagram!

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