Stell dich vorweg doch kurz einmal vor!
Ich bin Annalena, bin 21 Jahre alt, komme aus Aschaffenburg und bin seit knapp fünf Jahren in einer Beziehung.
Nun zu deiner Endometriose Geschichte: Welche Symptome hattest du?
Ich habe mit elf Jahren das erste Mal meine Menstruation bekommen – und seitdem habe ich auch die Unterleibsschmerzen. Während der Periode muss ich mich die ersten zwei Tage meistens übergeben und habe Verdauungsprobleme.
Wann und wie wurde deine Endometriose dann diagnostiziert?
Natürlich war ich öfter beim Arzt. Es hieß aber immer, das sei normal. Aus dem Grund hatte auch keiner eine Endometriose im Verdacht – bis ich mich eines Tages vor Schmerzen nicht mehr bewegen konnte. Ich hatte im Zehn-Minuten-Takt schreckliche Schmerzen, konnte nur noch schreien, musste mich auf dem Weg zum Arzt mehrmals übergeben – jedoch nicht direkt wegen der Endometriose… Ich hatte eine geplatzte Zyste und das Glück im Unglück, dass meine Blutwerte sehr schlecht waren. Nur deswegen haben die Ärzte mich dann operiert. Während der Operation haben sie dann die Endometriose festgestellt und auch direkt drei Herde entfernt.
Wie oft wurdest du schon operiert und wie war das?
Ich wurde im Juli 2020 das erste Mal operiert. In dieser Operation wurden drei Herde entdeckt: am linken Eierstock, am Darm und an der Blase. Im Oktober 2020 wurde ich dann leider direkt schon das zweite Mal operiert, da sich nach der ersten Operation nochmal eine Zyste gebildet hatte und der Verdacht auf weitere Endometrioseherde bestand. Dieser Verdacht wurde dann auch in der Operation bestätigt: Es hatten sich nur innerhalb weniger Wochen drei weitere Herde gebildet – erneut am linken Eierstock, dazu am rechten Eierstock und am Gebärmutterhals.
Wie ist deine Endometriose ausgeprägt? Wo sitzt oder saß sie?
Bei mir waren Blase, Darm, Eierstöcke und Gebärmutterhals befallen. Meines Wissens nach konnte jedoch alles problemlos entfernt werden. Laut Aussage des Arztes ist meine Endometriose im Stadium 3.
Wie gehst du jetzt mit deiner Endometriose um?
Ich komme so langsam mit der Erkrankung klar. Ich muss ehrlich zugeben, dass es nicht leicht für mich war. Zu einen, weil ich gar nicht darüber aufgeklärt wurde. Zum anderen, weil keiner von uns weiß, was jetzt in Zukunft noch alles auf uns zukommt. Ich nehme zurzeit die Visanne ein – sie soll sehr gut helfen und ich habe einige kennengelernt, die sehr zufrieden damit sind. Ich kann bis jetzt jedoch leider noch nichts Gutes darüber berichten, da ich weiterhin Schmerzen habe. Die Visanne sollte weitere Herde verhindern und natürlich auch die Schmerzen lindern. Bei mir ist leider beides bis jetzt nicht der Fall.
Ich wurde nach der ersten Operation drei Wochen in die Reha geschickt. Zuerst war das ein großer Schock, jedoch kann ich das nur jedem ans Herz legen. Die Aufklärung dort war super und sie geben sich sehr große Mühe, um für dich etwas zu finden, was dir helfen kann. Jedoch muss jedem klar sein, dass wir am Ende dann doch irgendwie alleine dastehen, da keiner einem sagen kann, was uns persönlich wirklich helfen wird und was noch alles kommt.
Wie geht dein Umfeld mit deiner Endometriose um?
Ich glaube, wir sind alle froh, dass wir jetzt wissen, woher meine ganzen Beschwerden in den letzten zehn Jahren kommen. Sie sind alle sehr verständnisvoll – aber ich glaube nicht, dass sich irgendjemand in meine Lage hineinversetzen kann. Das ist ja auch sehr schwierig…
Was würdest du jemandem mitgeben, der kurz vor seiner Operation steht oder frisch diagnostiziert wurde?
Lass dich bitte vor einer Operation richtig aufklären! Suche nicht nur Sachen aus dem Internet raus und wenn die Ärzte zu beschäftigt sind, dann bestehe trotzdem darauf, vernünftig aufgeklärt zu werden! Das hätte mir einiges erleichtert.
Du bist nicht alleine damit. Mir wurde Jahre lang gesagt, ich soll mir einen Psychologen suchen, ich würde mir die Schmerzen einbilden. Ganz egal, was ein Arzt zu dir sagt, lass dir sowas nicht gefallen und lass dich untersuchen. Im Zweifel suchst du dir einen anderen Arzt – es geht hier schließlich um deine Gesundheit! Lass dich untersuchen, lass alles abchecken, bevor es irgendwann zu spät ist und deine Organe durch die Endometriose dauerhaft geschädigt sind.
Was möchtest du noch gerne einfach mal loswerden?
Wir Frauen sind stärker als manche glauben! Lass dir von niemandem irgendwas einreden. Mein Arzt hat mir direkt einen Flyer für ein Kinderwunschzentrum in die Hand gedrückt, ohne mir zu sagen, was Endometriose überhaupt ist. Ich bin eine Frau! Ich bin ein Mensch! Und ich habe Gefühle! Auch ich habe Zukunftspläne. Ich möchte Kinder haben, am liebsten ohne fremde Hilfe! Auch die Ärzte müssen lernen, sensibler mit diesem Thema umzugehen.
Mit Endometriose ist es vielleicht schwieriger Kinder zu bekommen, für manche vielleicht auch sehr schwer oder unmöglich (kommt drauf an, wo die Herde sitzen und auf vieles mehr) – das ist jedoch nicht bei jedem so! Ich lasse mir von den Ärzten nicht sagen: „Du wirst auf normalem Wege nicht schwanger werden können!“ Glaub an deine Ziele und Wünsche. Es gibt so viel Schönes – lass nicht die Endometriose entscheiden, wie du dein Leben lebst. Sondern finde einen Weg, wie du dein Leben lieben kannst, auch mit Endometriose.
Danke Annalena!
Ich möchte dir, liebe Annalena, dafür danken, dass du deine Endometriose Geschichte so offen hier mit uns geteilt hast. Damit hast du dieser Krankheit ein neues Gesicht gegeben und einen weiteren Teil zur Aufklärung über die Endometriose beigetragen!
Wenn ihr eure Endometriose Geschichte auch gerne erzählen möchtet, dann lasst es mich einfach wissen. Egal, ob über das Kontaktformular oder Instagram!