
Seit der Verdacht der Endometriose bei mir im Raum stand, hab ich angefangen, alles über die Endometriose in mich aufzusaugen, was ich finden konnte – von Fachartikeln und wissenschaftlichen Beiträgen über Blogs bis hin zu Instagram-Accounts, Youtube-Videos und Podcasts. Ich hab mich quasi dumm und dusselig gelesen, gehört und geguckt. Nachdem ich also erstmal ein paar wissenschaftliche Artikel gelesen hatte, wollte ich dann aber relativ schnell weg von der Wissenschaft und hin zu den persönlichen Erfahrungen. Denn am Ende haben die mich mindestens genauso sehr interessiert, wie reines medizinisches Fachblabla – eigentlich sogar fast noch mehr.
Ich bin also ein paar Endometriose Accounts bei Instagram gefolgt – und dann hat mich mein Weg auch schon sehr schnell zu Youtube geführt. Denn ich lese zwar auch Beiträge und Blogs, aber viel lieber lasse ich mir Dinge erzählen und ich glaube, so geht es sehr vielen. Bei Youtube kam dann aber schnell Ernüchterung, denn ich konnte auf Deutsch kaum Videos finden, in denen andere Betroffene ihre Erfahrungen teilen.
Ich bin also zwangsläufig recht schnell auf englische Videos ausgewichen – Australien, Amerika und England. Doch da kam dann ein anderes Problem auf mich zu: Andere Länder bedeutet auch andere Gesundheitssysteme, andere Medikamente, andere Verfahren. Ein bisschen hat es mir trotzdem geholfen, wollte ich doch hauptsächlich eine Vorstellung davon bekommen, was einen grundsätzlich so erwartet. Trotzdem fiel mir die Übertragung der Geschichten auf unser deutsches System oft schwer. Vieles bei uns ist eben doch einfach anders, als beispielsweise in Amerika.
Meine Idee
Und da war die Idee geboren – was wäre, wenn ich meine eigene Geschichte einfach auch auf Youtube teilen würde? Wenn ich also einfach das mache, wonach ich gesucht habe und was ich gerne gefunden hätte, als der erste Verdacht bei mir aufkam? Ich hielt das zwar für eine ziemlich gute Idee, aber hab mich auch extrem schwer damit getan. Youtube ist eben doch nochmal was ganz anderes, als Instagram oder mein Endometriose Blog. Trotzdem hat mich die Idee verfolgt und einfach nicht losgelassen. Denn ich hab doch immer wieder meinen Weg zurück zu Youtube gefunden, wenn ich zu bestimmten Sachen nochmal Erfahrungen hören wollte – immer mit dem gleichen Ergebnis: Es gibt einfach irgendwie nicht das, wonach ich so suche.
Die Youtube-Idee schlummerte also in meinem Hinterkopf, ständig. Trotzdem wollte ich mich aber erstmal auf eine Sache konzentrieren, nämlich meinen Endometriose Blog. Die letzten Monate hab ich also meine ganze Energie in den Blog und daneben auch meinen Instagram-Account gesteckt und das auch wirklich mit für mich noch immer absolut abgefahrenen Ergebnissen, die ich so in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte. Meine Gedanken gingen aber dennoch immer wieder zurück zu Youtube.
Viele Zweifel
Ob andere Betroffene wohl auch nach sowas gesucht haben? Würde es überhaupt irgendwen interessieren, wenn ich Videos zu meiner Endometriose Geschichte drehe? Oder würde das womöglich total komisch rüberkommen, wenn ich da über diese Krankheit rede? Würden andere das vielleicht lächerlich finden? Ihr merkt, meine Gedanken rund um das Thema waren geprägt von ganz viel Unsicherheit. Aber auf der anderen Seite habe ich sowohl einen Blog und auch ein Instagram, auf dem ich ständig über Endometriose rede, und das finde ich auch nicht schlimm. Das hab ich mir dann gesagt und mich gefragt, woher diese Unsicherheit eigentlich kommt. Ich glaube, ich hab einfach das Gefühl, mich mit Videos zu dem Thema verwundbarer zu machen, als mit meinen anderen Endometriose Projekten – und das fällt mir irgendwie sehr schwer.
Trotzdem, irgendwann hab ich mich gefragt, wieso ich mir eigentlich so viele Sorgen mache. Es kommt doch bisher alles, was ich zum Thema Endometriose mache, ganz gut an und bekommt positives Feedback. Wieso also sollte Youtube vollkommen in der Luft zerrissen werden? Ich hab mir also meine Kamera geschnappt, mich hingesetzt und mal drauflos gequatscht. Mit dem Resultat, dass mir das echt Spaß gemacht hat – ich bin halt schon ein Laberkopp und Monologe führen liegt mir eigentlich ganz gut. Vor allem, wenn es um ein Thema geht, was mir sehr wichtig ist! Ich hab das Ganze dann einmal noch neu gedreht, da ich beim ersten Mal schon noch ziemlich awkward war. Alleine in einem Zimmer sitzen und mit einer Kamera reden ist doch ein wenig ungewohnt. Aber beim zweiten Versuch war ich eigentlich echt zufrieden mit dem Outcome und hab sofort angefangen, das zu einem vernünftigen Video zusammen zu schneiden.
Noch mehr Zweifel
Aber dann kamen wieder die Zweifel, ob das wirklich so eine gute Idee ist. So öffentlich damit umzugehen auf Youtube, würde das nicht vielleicht auch Hater anziehen? Oder Leute, die mich dafür auslachen und komisch finden, dass ich öffentlich über so eine Krankheit spreche? Oder vielleicht komme ich auch einfach total kacke rüber? Ach, ich war wieder total verunsichert, hab das halbfertige Video beiseite getan und es wochenlang keines Blickes gewürdigt. Auch wenn Philip mir gesagt hat, dass ich mir solche Sorgen nicht machen brauche, konnte ich das irgendwie einfach nicht ablegen.
So richtig losgelassen hat mich mein Video aber einfach nicht. Schließlich hatte ich es gedreht, es sogar schon halb geschnitten, die Arbeit reingesteckt. Ich hab es also nach ein paar Wochen doch wieder rausgeholt, ein wenig geschnitten. Dann hab ich es Philip gegeben, damit er auch nochmal guckt, ein bisschen schneidet. Dann selber noch ein bisschen geschnitten, bis ich einmal durch war und eine grobe Version hatte. Einmal durchgeskippt fand ich es dann auch doch irgendwie gar nicht mehr so schlecht. Kurzerhand hab ich es dann einfach einer Freundin, die zu Besuch war, gezeigt. Eigentlich wollten wir nur ein paar Ausschnitte angucken, aber nachdem sie begonnen hatte, wollte sie es komplett sehen – und fand es mega! Das hat mich neu motiviert, das Video zu finalisieren, was mich übrigens noch Stunden gekostet hat – die Perfektionistin in mir lässt grüßen.
Mein erstes Youtube-Video
Ja, lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab besagtes Video hochgeladen und ihr könnt es jetzt angucken. Denn ganz ehrlich, wenn nicht jetzt der perfekte Zeitpunkt ist, so etwas zu beginnen, wann dann? Schließlich ist grade März, der Endometriose Monat. Etwas unsicher bin ich aber irgendwie immer noch, ich fühl mich damit einfach verwundbarer – wieso auch immer. Trotzdem bin ich mittlerweile absolut überzeugt davon, vor allem auch durch euer Feedback, dass es der richtige Weg ist. Es ist die richtige Mission, offen über die Endometriose zu sprechen und meine Erfahrungen zu teilen. Denn am Ende habe ich genau nach sowas gesucht, als ich neu in dem Thema war. Ich hoffe jetzt also einfach, dass es ganz viele andere da draußen gibt, denen es vielleicht genauso geht wie es mir ging und ich mit meinem Blog, Instagram und nun auch Youtube irgendwie eine Hilfe sein kann.
Mein erstes Video könnt ihr also jetzt gucken – gebt mir auch sehr gerne irgendwie Feedback dazu. Ich bin gespannt, wie ihr es findet!
Wenn ihr Fragen, Feedback oder Anmerkungen habt, dann schreibt mir gerne einen Kommentar oder eine Nachricht.